EISKAPELLEN IM INNEREN SALZKAMMERGUT

ALLGEMEINES

Im südlichen Bereich vom Salzkammergut gibt es mehrere Orte, wo sich aufgrund gewisser Voraussetzungen sogenannte Eiskapellen bilden können. Die Entstehung der Eiskapellen ist einfach zu erklären und weitgehend von der geographischen Lage, Schneemenge, Temperatur  und Sonneneinstrahlung abhängig. Bei den Eiskapellen handelt es sich um ein vergängliches Schneegebilde, welche jährlich ihr Aussehen verändern. Diese Naturphänomen  existieren nur im Spätfrühling bzw. im Frühsommer .

Zwei dieser Eiskapellen werden nachfolgend näher beschrieben.

1.  Die erste Voraussetzung für die spätere Bildung einer Eiskapelle sind Schneelawinen, welche vorzugsweise im Spätwinter über die Bergwände und Felsrinnen herab stürzen.

2.    Schmelzwasser aus der Gipfelregion fällt über Felsstufen talwärts und sucht sich zwischen Schnee und Felsen den Weg in das Tal. Dabei wird der Lawinenkegel ausgeschwemmt.

3.   Meist in den Monaten Mai und Anfang Juni entsteht im Schnee nun ein tunnelartiger Gang, aus welchem kühle Luft herausströmt. Am oberen Ende des Ganges und auch seitlich befinden sich Eintrittsöffnungen für das Wasser. Durch diesen erzeugten Kamineffekt wird gleichzeitig wärmere Luft angesaugt.

4.   Dieser Schneetunnel kann eine Länge von 20 bis 100 m erreichen! Die Breite schwankt dabei von 3 bis 6 m und die  Höhe kann bis zu 4 m betragen.

5.   Betritt man eine Eiskapelle, so ist man überrascht über die gleichmäßig runden Eiswände, an welche sich infolge der Winderosion wunderschöne Facetten gebildet haben. Die Wabenstruktur des Eises entsteht durch Luftturbulenzen. An der felsigen Sohle sprudelt meist kristallklares Wasser.

6.  Durch das einfallende Licht wird in der Schneehöhle eine mystische Stimmung erzeugt, sodaß die Bezeichnung „Eiskapelle“ treffend ist.

7.   Meistens ist es um  die Sommersonnenwende mit der Herrlichkeit vorbei und der letzte Schneerest abgetaut. Pflanzen erobern nun kurzzeitig das Kar, bevor das Wechselspiel der Natur von neuen beginnt.

Eine Eiskapelle verändert naturgemäß jährlich ihr Aussehen und ist manchmal überhaupt nicht vorhanden. Die Klimaänderung ist auch an den Eiskapellen deutlich erkennbar.

 

Bild  1: Die 1.745 m hohe Zimnitz westlich von Bad Ischl ist ein beliebtes Ziel für konditionsstarke Bergsteiger.

Bild 2: Der Name "Zimnitz" kommt aus dem Slawischen. Der gelbe Kreis zeigt die Lage der Zimnitz-Eiskapelle.

Bild 3: Kalt und abweisend wirkt die Zimnitz oder auch Leonsberg genannt in strengen Wintern.

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Die Zimnitz-Eiskapelle bei Bad Ischl

 

Allgemeines: Diese große Eiskapelle auf der Südseite von der 1.745 m hohen Zimnitz (Leonsberg) ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Es sind nur wenige Einheimische, welche sich auf den mitunter gefahrvollen Weg machen, um dieses Naturschauspiel zu bestaunen. Literaturhinweise sind eher spärlich und der Sommergast wird die Eiskapelle selten sehen können.

Im Rahmen des Fernsehfilmes „Die Traun – ein Fluß wie ein Kristall“ von Erich Pröll haben wir in der Eiskapelle einige Filmszenen gedreht. Diese wurden leider nicht veröffentlicht. Ich habe daher selbst ein kurzes Video zusammen gestellt. Es kann im Internet (Youtube) unter dem Titel „Die Zimnitz-Eiskapelle“ aufgerufen werden.

 

 

Bild  1: Am Anfang des Weges zur Eiskapelle kommt man beim sagenumwobenen "Schlüsselloch" vorbei.

Bild 2: Dieses "Schlüsselloch" befindet sich in der  meist nassen und winterlich vereisten "Trefferwand."

Bild 3: Der Sage nach lebte in dieser Gegend der sogenannte "Zimnitzgeist." Ein uralter Kultplatz?

 

Der Zugangsweg: Westlich von Bad Ischl, Ortschaft Pfandl,  führt eine befahrbare Straße bzw. ein weiterer Fußweg zu einem Parkplatz am Beginn der Zimnitzschlucht. (Schranken).  Die Forststraße führt anfangs rechts am Zimnitzbach entlang. Nach circa 200 m erreicht man bei der Trefferwand das sagenumwobene Schlüsselloch. Fast immer schmücken Blumen die dort vorhandene Marienstatue und weisen auf einen uralten Kultplatz bzw. Kraftort hin.

Der bequeme Forstweg schlängelt sich anschließend etwa 350 m weit in der Nähe des Zimnitzbaches entlang bis zu einer Talerweiterung. Bei der nachfolgenden Wegkreuzung (Tafel Leonsberg 3 Std)  folgt man der linken, mäßig ansteigenden Forststraße etwa 350 m weit.  Kurz vor dem Ende der Straße zweigt rechts ein schattiger Steig ab, welcher nach oben in die Bergflanke führt.

Nach einigen teilweise steilen Passagen erreicht man dann in etwa 10 Minuten einen ehemaligen Jägerhochsitz mit einfacher Rastmöglichkeit. Hier bietet sich nun erstmalig ein umfassender Blick zu den Zimnitzwänden und der meist wasserführenden Schlucht.

Das letzte Wegviertel ist sehr interessant und anspruchsvoll zugleich. Der schmale Steig führt nun fast eben durch baumloses und teilweise schroffiges Steilgelände. Konzentriertes Gehen und Trittsicherheit ist hier erforderlich, um ein Abrutschen zu vermeiden! Eindrucksvoll ist hier der Tiefblick in die nach Süden geöffnete Schlucht. Meist rinnt hier Wasser, welches über Felsstufen und Kaskaden hinabstürzt. Solange über der Schlucht noch Schnee liegt, kann man wegen der Gefahr des Durchbreches mit größter Vorsicht direkt auf diesen gehen

Dann hat man das Kar erreicht, wo sich im Idealfall der Eingang zur Eiskapelle öffnet. Beim Eintreten in die Unterwelt ist ebenfalls Vorsicht geboten und sollte bei Tauwetter wegen Einsturzgefahr grundsätzlich unterbleiben. Warme Kleidung wird empfohlen und man muss damit rechnen, etwas nass zu werden. Eine seperate Beleuchtung ist nur in Ausnahmefällen notwendig.

Eine Wanderung in diesem sagenumwobenen Gebiet ist mit und ohne Eiskapelle alleine schon wegen der landschaftlichen und botanischen Vielfalt auf jeden Fall empfehlenswert. Es gibt dort viele Kiefern, seltene Blumen und Schmetterlinge (Naturschutzgebiet) und auch relativ viele Keuzottern.

  

Bild  1: Der Zugang zur Eiskapelle führt auch über Schneefelder. Hier ist besondere Vorsicht geboten.

Bild 2: Aus dem unteren Eingang strömt kalte Luft und sorgt für Nebelbildung. Aufnahme am 7. Juli 2006.

Bild 3: In ganz seltenen Fällen hält sich die Eiskapelle bis weit in den Sommer hinein.


Bild  1: Die Zimnitz-Eiskapelle verfügt über mindestens drei Zugänge. Im Bild sichtbar ist der oberste Eingang.

Bild 2: Der untere Eingang ist besonders eindrucksvoll durch die herrlichen Eisbildungen an der Decke


Bild  1: Aus dem unteren Portal fließt ein Bach und stürzt dieser anschließend in eine tiefe Schlucht.

Bild 2. Selbst unter dem Eis blühen auf dem kargen Boden noch Pflanzen und regt sich Leben.

Bild 3: Auch dieser Eingang führt an die Außenwelt und erzeugt durch den Lichteinfall eine besondere Stimmung.


Bild  1: Der bekannte Filmemacher Erich Pröll mit seiner Lebensgefährtin in der Zimnitz-Eiskapelle.

Bild 2: Am Tag des Sommersonnenwende des Jahres 2006 ist die Eiskapelle noch über 60 m lang.

Bild 2: Um die Kamera von den Wassertropfen zu schützen, wurde ein Schirm aufgestellt. Aufnahme 7. Juli 2006


ZIMNITZ-EISKAPELLE AM 25. JUNI 2019

 

Der Winter 2018/19 war besonders schneereich und so kam es nach längerer Zeit wieder zur Bildung von der Zimnitz-Eiskapelle.


Bei dieser Aufnahme  erkennt man, dass sich mehrere Öffnungen im Eis gebildet haben.

 

An diesem Tag hatte es 36 Grad C Außentemperatur. Das Betreten der mit Wasserläufen durchzogenen Unterwelt wäre an diesem Tag absolut lebensgefährlich!

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Die Seewand-Eiskapelle bei Hallstatt

 

Allgemeines: Diese kleine Eiskapelle ist bis dato vollkommen unbekannt und von außen gesehen nicht sehr ansehnlich. Es handelt sich dabei um den letzten Schneerest am Beginn der Seewand oberhalb der Hirschaualm.

Umso interessanter ist das Innere. Der Eistunnel ist bis zu zwanzig Meter lang, durchschnittlich vier Meter breit und 3 m hoch und hat zwei Eingänge. Die Sohle ist steil ansteigend und mit verkeilten Felsbrocken bedeckt. Die flachovalen Fließfacetten im Eis sind relativ groß und erzeugen zusammen mit dem hellen Dachsteinkalk eine interessante Stimmung.

Das Schönste aber ist der herrliche Blick aus dem Eispalast! Man sieht über die Hirschaualm hinweg den weltberühmten Salzmarkt Hallstatt und überblickt fast den ganzen Hallstättersee. Man blickt geradelinig hinüber zum Hallstätter Salzberg mit dem Rudolfsturm und der Standseilbahn. Im Blickfeld liegen auch der Hohe Plassen oberhalb vom Salzberg und auf der gegenüberliegenden Seeseite der knapp 2.000m "Hohe Sarstein."


Bild  1: Die aufgelassene Hirschaualm. Im Hintergrund sieht man das große Portal der Höhle "Rabenkeller".

Bild 2: Blick oberhalb der Hirschaualm nach Hallstatt, dem Salzberg mit Seilbahn und dem Hallstättersee.


Der Zugangsweg: Es gibt zwei Möglichkeiten für den Anstieg zur Hirschaualm. Der kürzeste und dadurch auch steilste Weg mit 330 m Höhenunterschied beginnt direkt bei der Riesenkarstquelle „Kessel.“ Dieser wassergefüllte Abgrund befindet sich rund 1 km entlang der Landesstraße außerhalb von Hallstatt in Richtung Obertraun. In unmittelbarer Nähe auf der Seeseite existiert ein Parkplatz. In etwa 50 Minuten erreicht man durch meist steiles Waldgelände die liebliche Hirschaualm. Im welligen und kesselförmigen Almboden steht noch eine alte Almhütte. Eindrucksvoll ist hier die Umgebung mit der Seewand mit dem berühmt-berüchtigten Klettersteig und der Gelben Wand. Die Niederalm ist unbewirtschaftet und die Reste von zwei ehemaligen weiteren Hütten sind noch zu erkennen.

Vom Almboden in 840 m Seehöhe steigt man anfangs noch zur bereits sichtbaren Schneeöffnung am Fuße der Seewand durch schütteren Wald empor und zweigt dann am besten direkt in den steinigen Lawinengraben. Die Eiskapelle befindet sich bei ca. 920 m Seehöhe und geht bis unmittelbar zur Seewand. Vorsicht ist geboten wegen der teilweise rutschenden Geröllmassen und auch wegen der Steinschlaggefahr.

Man kann auch direkt von Hallstatt aus über die Kalvarienbergkirche und „Schönen Aussicht“ zur Hirschaualm gehen oder beide Wegvarianten kombinieren.


DIE AUSSICHT NACH HALLSTATT

 

Diesen Blick hat man direkt beim Eingang der Seewand-Eiskapelle.

 

Der weltberühmte Bergmannsort am Hallstätersee hat eine 7.000 jährige Kulturgeschichte aufzuweisen. Seit dieser Zeit wird im oberhalb liegenden Salzberggebiet nach Salz gesucht.

 

Höhepunkt dieser Kultur ist die Hallstattzeit, welche identisch ist mit der Älteren Eisenzeit und in die Zeit von 800 - 450 v. Chr. datiert.


Bild  1 bis 3: Die Seewand-Eiskapelle am 9. Juni 2018

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Bild 1 bis 6: Die Seewandeiskapelle am 19.Juni 2019

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Die Küfel-Eiskapelle bei Hallstatt

 

Allgemeines: Das "Küfel" ist ein gewaltiger Bergeinschnitt, welcher die Seewand im Osten und die Gelbe Wand von einander trennt. In der vergangenen Jahrhunderten führte ein    Steig von der Hirschaualm durch das "Küfel" bis hinauf an den Rand der nördlichen Dachsteinhochfläche. Die im unteren Wandteil kühn angelegte Felspassage wurde von Jägern, Wilderern und Salzschmuggler benutzt und ist jetzt nach Entfernen der Steighilfen nicht mehr begehbar.

Nach schneereichen Wintern wie im Jahre 2019 hält sich der Lawinenschnee besonders lang und bildet eine eindrucksvolle Eiskapelle mit mehreren Eingängen.


Bild 1:  Direkt am Wandfuss in  900 m Höhe unterhalb vom "Küfel" bildet sich die Eiskapelle.

Bild 2: Es gibt insgesamt drei Eingänge, welche vom Schmelzwasser ausgehöhlt werden.

Bild 3: Fast mystisch wirken diese "Augen", welche die unteren Eingänge darstellen. 


Bild 1:  Trotz Kälte reckt sich bereits Leben unter der Eisdecke. Aufnahme 19. Juni 2019.

Bild 2: Durch die unteren Eingänge sieht man nach Obertraun und dem Hallstättersee.

Bild 3: Am Morgen des 27. Juni 2019 stürzte das Naturgebilde endgültig zusammen. 

 

 

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Weitere Eiskapellen

 

Eine weitere Eiskapelle existiert noch im hintersten Teil von Weißenbach nach der Chorinskyklause in der Gemeinde Bad Goisern.

Auch in der Nähe von Strobl und der Ortschaft Kößlbach nördlich von Bad Ischl existieren gelegentlich Eiskapellen.

  



Bild  1: Die "Kleine Eiskapelle" innerhalb der Dachstein-Rieseneishöhle. Das untere Eis stammt noch vom Mittelalter.

Bild 2: Der kleine gelbe Kreis oberhalb der Hirschaualm kennzeichnet den Ort der Seewand-Eiskapelle.

Bild 3: Ein schöner Kontrast zwischen Alpenrosen, Eiskapelle und der anschließenden 700 m hohen Seewand.


Die Eiskapelle in der Dachstein-Rieseneishöhle

Viele Jahrzehnte lang wurden die Besucher zu einen wunderschönen Hohlraum geführt, welcher sich im Eis vom Tristandom gebildet hatte. Der Stiegenabstieg zur "Großen Eiskapelle" ist heute aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Bild 1:  So schaute die "Große Eiskapelle" in der Dachstein-Rieseneishöhle um 1925 aus.

Bild 2: Dieses Bild entstand im Jahre 1975 und kann  schon als historisch bezeichnet werden.

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Ergänzungen: Zwei Stunden  bevor  am 18. Juni 2013 in Hallstatt die große Flutkatastrophe losbrach und den  Marktplatz in einen  Wildbach (verklauster Mühlbach) verwandelte, war ich in der Seewand-Eiskapelle. Nichts deutete darauf hin, dass in kurzer Zeit ein Inferno ausbrechen wird. Die nachfolgenden Foto dokumentieren diese dramatischen Stunden.

 

Bild  1: 18. Juni 2013,  15 Uhr 45: Blick von der Seewand zum Hallstättersee. Es herrscht ruhiges, schönes Wetter.

Bild 3: 18. Juni 2013,  17 Uhr 30: Hallstatt geht in den Regenmassen regelrecht unter. Aufnahme von der Pötschenkehre.

 



Hallstatt am 19. Juni: Die Aufräumarbeiten  beginnen.

 


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Dieses Bild ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

 

Es stammt vom berühmten Alpenforscher Dr. Friedrich Simony.

 

Das Aquarell wurde von ihm im Jahre 1842 angefertigt und zeigt eine "Eiskapelle" im Hallstätter Gletscher, welcher damals noch "Karl Eisfeld" hieß.

 

Simony hat im Jahre 1844 nochmals ein Höhlenbild gemalt, welches die "Gschlösslkirche" auf der Dachstein-Westseite darstellt. Siehe Beitrag "Die Gschlösslkirche".


Siehe auch die Videos "ZIMNITZ-Eiskapelle" und "Eiskapellen rund um Hallstatt".

www.norbertleutner.at