SCHLANGEN IM INNEREN SALZKAMMERGUT

ALLGEMEINES

Jeder Mensch, welcher sich gerne in der Natur aufhält, wird irgendwann mit der Schlangenwelt in Berührung kommen. Meist erschrickt man, wenn so ein Reptil plötzlich im Blickfeld auftaucht. Dann kommt meistens die Frage. Gefährlich oder harmlos? Fast immer ist die Angst unbegründet, denn Schlangen beißen nur zu, wenn diese unmittelbar bedroht werden.

Im Inneren Salzkammergut gibt es noch verhältnismäßig viele Schlangen, aber meist an Orten, wo man selten hinkommt. Von den bei uns vier vorkommenden Arten samt Varianten ist nur eine giftig, nämlich die bekannte Kreuzotter.

Ich bin bei meinen Bergwanderungen häufig auf Schlangen gestoßen und habe mich deswegen für diese Tiere immer interessiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass Schlangen manche Gebiete bevorzugen und andere Gegenden fast komplett meiden. Ich möchte daher nachfolgend meine persönlichen Erfahrungen wiedergeben.

 

Unsere heimischen Schlangenarten:

Grundsätzliche Unterscheidung, ob es sich um eine giftige Otter und ungiftige Natter handelt, sind die Pupillen und der Körperbau. Nattern haben runde Pupillen, einen oval-länglichen Kopf und einen langen Schwanz. Ottern haben einen etwas abgesetzten, dreieckigen Kopf, schräg gestellte Augen und einen spitz zusammenlaufenden kurzen Schwanz.

 

Die Ringelnatter

Diese schöne Schlange ist in erster Linie erkennbar an den zwei gelben bis orangefarbigen, halbmondförmigen Flecken hinter dem Kopf.  Die Farbabstufungen der großen Schuppen variieren von grau, grünlich bis schwarz. Die Männchen dieser auch als Wasserschlange bezeichneten Reptil werden bis zu 75 cm, die Weibchen meist 110 cm und länger. Ringelnattern halten sich gerne in Wassernähe auf, aber auch an Waldrändern und sumpfigen Auen. Wenn man sie bedrängt, reagieren sie mit Zischlauten oder stellen sich manchmal tot.

Ringelnattern findet man im ganzen Salzkammergut. Praktisch an allen See, entlang der Traun und anderen Bächen. Sie kommen auch gerne in die Gärten und in die Nähe von Misthaufen zwecks Eiablagerungen. Die Jungen schlüpfen meist im September aus. Besonders große Ringelnattern sah ich in der Ortschaft Kösslbach nördlich von Bad Ischl. Ein Exemplar konnte ich beim Schwimmen in einen Tümpel auf der Ahornalm westlich der Katrin in 1400m Meereshöhe beobachten.

Angeblich ist jetzt im südlichen Grenzgebiet von Tirol eine neue Unterart aufgetaucht. Diese Alpen-Barrenringelnater soll über 1 Meter Länge erreichen.

 

Bild links: Mit den zwei gelben, halbmondfärbigen Flecken ist die Ringelnatter eigentlich nicht zu verwechseln.

Bildmitte: Ausgewachsene Weibchen können über einen Meter lang werden und stoßen bei Bedrohung  Zischlaute aus.

Bild rechts: Ringelnattern halten sich gerne in Wassernähe und an strauchartigen Waldrändern auf.


Die Schlingennatter

Es ist das Schicksal der Schlingennattern (Glattnatter, österreichische Natter, Kupferschlange, Kupfernatter), dass sie aufgrund ihrer Rückenzeichnung oft mit Kreuzottern verwechselt und erschlagen werden. Dabei ist diese bei uns geschützten Schlange mit dieser kreuzähnlichen Zeichnung zwar etwas reizbar, aber ansonsten harmlos.

Der ovale Kopf dieser Schlange ist mit großen, glatten Schuppen bedeckt und hat kleine, rundliche Pupillen. Der Körperbau ist schlank, die Länge einer ausgewachsenen Schlingnatter beträgt um die 80 cm. Die Rückenfarbe zeigt graue, bräunlich und rotbräunlich Farbtöne. Sie sind wärmeliebend und bevorzugen südliche Hänge, Bahndämme und Steinbrüche.

Ich sah diese Schlangenart beim Koppenwinkelsee in Obertraun, in der Ortschaft Kreutern bei Bad Ischl, Lauffen und im Steinbruch oberhalb der Ortschaft Reiterndorf.  Etwas makaber wirkte die Szene, als ich auf einem Grab in Lauffen sieben Exemplare zählte. Wahrscheinlich waren es sogar noch mehr. Am folgenden Tag waren alle verschwunden.

 

Bild links: Schlingennattern sehen aufgrund der Zeichnung den Kreuzottern ähnlich und werden deshalb oft getötet.

Bildmitte. Wegen der variierenden Farbe werden bräunliche Exemplare auch als "Kupfernattern" bezeichnet.

Bild rechts: Diese Schlangenart liebt die  Wärme und bevorzugt südliche Hänge sowie Steinbrüche und Bahndämme.


Die Äskulapnatter

 

Noch vor wenigen Jahrzehnten gehörten diese bis zu 1.80 m langen Schlangen zu den seltenen Beobachtungen. Nur im Gebiet westlich von Bad Ischl war ein Vorkommen bekannt. In der Gegenwart hat sich Äskulapnatter  anscheinend vermehrt. Feuerwehren, die jährlich zum Schlangenfangen angefordert werden, können davon berichten. Persönlich konnte ich diese faszinierenden Reptilien in Lauffen, in Sulzbach, Pernegg und mehrfach in Reiterndorf (Steinbruch), in der Nähe der Traun und auf halben Weg von Bad Ischl zur Rettenbachalm beobachten.

 

 

Die Grundfarbe der Tiere reicht über verschiedene Brauntöne und Grautöne bis zu Olivgrün. Der Bauch ist meist hellgrün gefärbt, manchmal aber auch fast schwarz. Die Schlange wirkt insgesamt kräftig und ist eine gute Kletterin. Sie kann sogar auf senkrechte Bäume hochklettern. Ihr Lebensraum sind in erster Linie feuchtwarme Gebiete, verbuschte Hangwiesen, Steinbrüche und Ruinengelände. Man findet sie auch in Dachböden oder Heuschobern, wo sie auf Mäusejagd geht.

Die Äskulapnatter gilt  als Symbol für die Mediziner, benannt nach dem griechischen Gott Äskulap.

 

Die 1.40 m lange Äskulapnatter im Foto links wurde im Juni 2019 in Bad Ischl in den ehemaligen Steinbrüchen vom Hubkogel gesichtet.

 


Die Kreuzotter

Die einzige Giftschlange in unseren Breiten hat als besonderes Kennzeichen ein dunkles Zickzackband auf den Rücken. Die gedrungen wirkende Schlange erreicht eine durchschnittliche Länge von 50 bis 70 cm. Die Grundfarbe ist oft silbergrau, es kommen aber viele Farbschattierungen vor. Manche Kreuzottern färben sich nach einem gewissen Lebensalter rotbraun und werden bei uns als „Kupferotter“ bezeichnet. Etwas häufiger und vor allem im Gebirge sieht man komplett schwarzgefärbte Exemplare. Diese auffälligen und zugleich schönen Reptilien nennt man „Höllenotter“.

Was sicherlich nur wenige Menschen wissen: Das Gift der Kreuzotter ist dreimal so wirksam wie von einer Diamant-Klapperschlange, wird aber von der Kreuzotter nur teilweise injiziert. Der Biss einer Kreuzotter ist sicherlich unangenehm und  vor allem für Kinder gefährlich, wird aber meist in der Wirkung überschätzt. Ein Zubiss kann nach etwa einer Stunde zu einem starken, schmerzhaften Anschwellen, Atemnot und Kreislaufbeschwerden führen. Todesfälle sind aber äußerst selten und treten dann nur auf, wenn bereits eine Vorerkrankung vorhanden ist.

Meinen Wissen nach wurden in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten im Salzkammergut folgende Personen gebissen: Ein Gastwirt aus Hallstatt, der Hüttenwirt vom Wiesberghaus (Dachstein), ein Museumsbesitzer aus Ebensee, ein Heimatforscher aus Altaussee, ein Erwachsener und ein Jugendlicher auf der Katrin. Auch beim Vorderen Gosausee wurde ein junger Bursche  gebissen. Dazu kommt noch ein Jagdhund in der Gosau. Das Jahr 2021 kann man als Schlangenjahr bezeichnen. Es gab viele Sichtungen. Ein Wanderer erschrak beim Anblick einer Kreuzotter im Höllengebirge derart, dass er eine Felsstufe hinabstürzte und sich verletzte.

Interessant sind die zwei Totenköpfe aus dem Hallstätter Beinhaus, auf welchen je eine schwarze Schlange aufgemalt ist. Ob diese makabre Bemalung mit einen Unfall zu tun hat oder dahinter ein Bibelzitat zugrunde liegt, ist nicht geklärt.

Diese Giftschlange ist im gesamten Gebirgsmassiv des Salzkammergutes zu finden. Ich habe Exemplare auf 700m Seehöhe gesehen, aber auch in Höhen um rund 2.100m. Relativ häufig sieht man Kreuzottern am zentralen Dachsteinplateau, am Südhang vom Zwölferkogel, am Weg von der Gjaidalm zum Guttenberghaus, zwischen Oberfeld und Wiesberghaus, auf der Zimnitz, im Feuerkogelgebiet und der Katrin. Im Gebiet um den Plassen zwischen Hallstatt und Gosau scheinen sich die Tiere besonders wohl zu fühlen. Auch im Areal zwischen Hohen Kalmberg und Goisererhütte dürften die Lebensbedingungen ideal sein. Am Rande vom Toten Gebirge ist die Karspitze geradezu berüchtigt für das Vorkommen. Nicht wenige Bergsteiger erzählen von Begegnungen mit Kreuzottern.

Es gibt aber auch Gebiete, wo diese Giftschlange anscheinend überhaupt nicht vorkommt. Dazu gehört das nordseitige Gebiet oberhalb vom Ischler Salzberg und selbst im nahe liegenden Moorgebiet von Langmoos sind diese äußerst selten anzutreffen.

 

Bild links: Eine Kreuzotter ist am Zickzackband zu erkennen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis in  2.100 m Höhe.

Bildmitte: Dieses  rötlichbraune Exemplare wird bei uns als als "Kupferotter" bezeichnet.

Bild rechts: Schwarze Kreuzottern kommen normal nur in höheren Gebirgslagen vor und nennt man "Höllenottern" .


Hier möchte ich noch ein paar Bemerkungen zu der gefürchteten Sandviper machen. Diese Giftschlange mit dem Horn kommt bei uns bis jetzt nicht vor, sondern vereinzelt österreichweit nur in Südkärnten bzw. Südsteiermark. Die Erzählung eines Forstarbeiters, er hätte eine solche Schlange im Bereich der Durchgangsalm südlich vom Plassen erschlagen, halte ich für eine Mär. Wahrscheinlich war es eine Kreuzotter, welche noch Reste von der Häutung am Körper trug.

Persönlich habe ich mehrere dieser Sand- oder Hornvipern im Velebitgebirge in Kroatien gesehen und ehrlicherweise schon mit gewissen Respektabstand betrachtet. Im Juli 2021 gab es in Enns sogar einen Todesfall durch einen unvorsichtigen Schlangenzüchter.

Im Jahr 2022 gab es besonders viele Schlangensichtungen. Es wurde von schwarz-weißgefärbten Kreuzottern berichtet und auch von einer schwarzen Höllenotter mit roten Pupillen. Man beobachtete auch die Paarung von Äskulapnattern in Gebieten, wo es noch kurz vorher diese Schlangenart nicht gab. Möglicherweise ist der extreme Anstieg der Temperatur für den Schlangenreichtum oder die Verminderung der natürlichen Feinde verantwortlich.

 

Resumee: Alle unsere Schlangenarten sind ein wichtiger Teil unserer Tierwelt und stehen berechtigt unter Naturschutz. 

Die Fotos stammen vom Verfasser.

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