DER HIRLATZ BEI HALLSTATT

                                                                   

Der Hirlatz besteht aus drei Gipfeln, nämlich dem Vorderer Hirlatz (1.934 m), dem Mittlerer Hirlatz (1.985 m) und dem Hinterer Hirlatz (1.972 m). Nur der Gipfel vom Vorderer Hirlatz ist von Hallstatt aus zu sehen. Mit hohen Steilwänden fällt dieser Berg nach Norden ab und bildet zugleich das nördlichste Bollwerk vom Dachsteinmassiv.

Bergsteigerisch betrachtet führt der Hirlatz zu Unrecht ein Schattendasein. Trotz der überwältigenden Aussicht zu den Dachsteingletschern und den eindrucksvollen Tiefblicken verirrt sich selten ein Bergsteiger dorthin. Alpinisten müssen über Kondition, Trittsicherheit und Orientierungssinn verfügen.

Am Hirlatz haben schon einige Menschen ihr Leben verloren. Ein Bergsteiger starb 2022 durch Erschöpfung und ein weiterer stürzte 2023 tödlich ab. Zwei weitere Personen sind in diesem Gebiet bis heute vermisst.

Einer der klassischen und langen Anstiege beginnt direkt in Hallstatt-Lahn beim Kalvarienberg bzw. beim Aussichtspunkt "Schöne Aussicht".  Es gibt  kein Gipfelkreuz und nur die ehemalige Hirlatzalm in 1.800 m Höhe erinnert an längst vergangene Zeiten.

Die Hochkarstlandschaft um die Hirlatzberge ist überzogen von geologischen Verwerfungen, scharfkantigen Dolinen und tiefen Schächten. Etliche dieser tiefen Abgründe wurde mittlerweile erforscht und es ist 2017 gelungen, eine Verbindung zur derzeit 115.7 km langen Hirlatzhöhle zu finden. 

Schwer durchdringbare Latschengürtel mit etlichen Wandstufen befinden sich vor allem im Bereich der Hohen Eisgrube. In diesem Areal ist es schwer, sich  zurecht zu finden. Botaniker erfreuen sich am dunklen Grün der Legföhren. Im Sommer leuchtet zwischen Fels und Latschen  der  dunkelrote Almrausch und andere, teilweise seltene Pflanzen.

Südwestlich der Hirlatzgipfel gibt es eine Anhöhe mit den Namen "Feuerkogel". Auf der Südseite dieses Berges befindet sich eine berühmte Fossilienfundstelle aus der Jurazeit. Man fand dort  versteinerte Seelilien und seltene Ammonitenarten. Ansonsten besteht der gesamte Hirlatzstock aus hellen, gebankten Dachsteinkalk, entstanden als Sedimentablagerung in der Triaszeit. Östlich vom Hinterer Hirlatz und getrennt durch einen tiefen Graben erhebt sich der mit einem Gipfelkreuz  versehenen Zwölferkogel.

  


VORDERER HIRLATZ AUS DER SICHT VON OBERTRAUN

 

Von Obertraun aus präsentiert sich die Ostseite vom Vorderer Hirlatz . Der linke breite Graben  welcher zum Hallstätter See abfällt, wird als "Schoß" bezeichnet. Hier donnerten in früheren strengen Wintern manchmal gewaltige Schneelawinen herunter und verschütteten die Landesstraße.  Heute schützt eine aufwändige Lawinengalerie die Menschen.

Links von der "Schoß" und am Bild nicht sichtbar befindet sich der fast gleichhohe Zwölferkogel.

Im rechten Bildteil erkennt man die Häuser von Hallstatt, Ortsteil Lahn. Dahinter liegt das abgeschlossene Echerntal. Darüber erhebt sich die Mitterwand und ganz im Hintergrund die Gipfel von Grünberg (links) und Grünbergkogel.

Im Vordergrund sichtbar sind die Ferienhäuser von Obertraun und der Badestrand.  Der Hallstättersee ist maximal 125 m tief.

 

 


HIRLATZ - DER "HEILIGE STEIN"

 

Der Name "Hirlatz" ist ungewöhnlich und kommt im ganzen deutschsprachigen Raum nur einmal vor. Ältere Namen sind auch Hierlitz, Hirrlitzs und Hiellätz und Huemerberg.

Woher kommt dieser seltsame Name? Am meisten verbreitet ist die Annahme, dass sich der Wortstamm aus dem griechischen "Hieros lithos", also "heiliger (Priester)Stein" zusammen setzt.

Um diese Deutung zu verstehen, sollte man sich um die Wintersonnenwende auf den Hallstätter Salzberg begeben und den Lauf des Sonnenrades verfolgen.

 


SONNENSTANDSBEOBACHTUNGEN

Es ist ein eindrucksvolles Naturschauspiel, wenn man am kürzesten Tag des Jahres vom Rudolfturm den Lauf der Sonne verfolgt. Ein Protokoll, entnommen aus meinen Buch "Höhlen, Natur und Kultur im Inneren Salzkammergut" soll dieses verdeutlichen.

22. Dezember, 11 Uhr 10: Sonnenaufgang in Hallstatt-Markt. 42 Minuten lang werden zuerst die evangelische Kirche und dann das Zentrum beschienen. Die Sonne steht dabei östlich vom Zwölferkogel.

11 Uhr 45: Die Sonne verschwindet hinter dem Zwölferkogel, der Rudolfturm (Burgkogel) liegt 11 Minuten lang im Bergschatten.

11 Uhr 52: Der Feuerball verschwindet endgültig von Hallstatt.

11 Uhr 56: Die Sonne kommt westlich vom Zwölferkogel wieder zum Vorschein und scheint für 21 Minuten nur auf den Rudolfturm. Der Lebensspender bewegt sich dabei zwischen Zwölferkogel und Vorderer Hirlatz.

12 Uhr 17: Endgültiger Sonnenuntergang auf der Ostseite vom Vorderer Hirlatz (siehe Foto).

Der Rudolfturm steht mit Sicherheit auf einen Platz, welcher schon in der vorchristlichen Zeit eine große, kulturelle Bedeutung hatte.

 

Wintersonnenwende vom Rudofsturm aus gesehen


Bild 1:  Um 11 Uhr 33 ist die Sonne schon nahe am Zwölferkogel und wird in 10 Minuten untergehen.

Bild 2:  Nach 11 Minuten Bergschatten kommt die Sonne für 21 Minuten wieder zum Vorschein.

Bild 3: Um 12 Uhr 18 verschwindet der Lebensspender endgültig hinter dem Vorderer Hirlatz.


Bild 1:  Auch um 12 Uhr erreichen die Sonnenstrahlen nicht das Tal.  Hallstatt-Lahn bleibt den ganzen Tag ohne Sonne .

Bild 2:  Zur gleichen Zeit ist das Salzberg-Hochtal mit dem 1.860 m hohen "Plassen" im schönsten Sonnenlicht.

Bild 3:  Gegenüber von Hallstatt befindet sich die ebenfalls sonnenbegünstigte Bahnhaltestelle und das Schloß Grub.

 


18 Tage später, am 8. Januar am Rudolfturm: Seit zwei Tagen geht die Sonne wieder über den Zwölferkogel. Man kann sich schon vorstellen, wie bedeutungsvoll diese Beobachtungen in der prähistorischen Zeit waren! Um 12 Uhr 30 verschwindet die Sonne hinter dem Vorderer Hirlatz.

              ***     11 Uhr 53   ***                              ***   12 Uhr 15   ***                                 ***   12 Uhr 23   ***


DIE SAGE VOM HIRLATZ

Ein Jäger mit den Namen Corvinian war auf der Ostseite vom "Vorderer Hirlatz" auf der Pirsch. Da bemerkte er plötzlich einen Zwerg, welcher vor dem Eingang einer Höhle stand. Der Wichtel wies auf ein Höhlenportal hin und sprach: "Hier schau - hier lag`s" (Das Gold). Der Jäger nahm darauf hin den glitzernden Sand aus der Höhle mit.  Zuhause aber bemerkte er, dass das Gestein wertlos war. Dadurch sollen die Namen "Hirschaualm" , "Hirlatz" sowie das "Goldloch" entstanden sein. Das "Goldloch" ist ein 54.5 m langer Stollen unbekannten Alters in der Nähe der Villa Hirschbrunn.

 

WEÍTERE NAMENSDEUTUNG

Es gibt aber neben den Sagen auch noch andere Hinweise auf die Namensentstehung. So könnte der Name aus dem Slawischen kommen und soviel wie Tannenberg bedeuten. Ein bekannter Sprachforscher meinte zu mir, dass Wort komme aus dem Etruskischen und soll "Horn" heißen.

 


Bild 1:  Die hauptsächlich nach Norden abfallende Wand wird am Tag der Sommersonnenwende beleuchtet.

Bild 2: Erst Ende Januar erhalten die westlichen Felskanten ein wenig Sonneneinstrahlung.

Bild 3: Im Angesicht vom Vorderer Hirlatz sieht man die Fahnen der traditionellen Fronleichnamsprozession.


AUSSICHTPLATZ AM "HINTERER HIRLATZ"

 

Vom unauffälligen Gipfelaufbau in 1.972 m Höhe hat man einen herrlichen Ausblick in das zentrale Dachsteingebirge.

Am linken Rand sieht man die Dirndln und schräg darunter den Eisstein. Gegen die Bildmitte zu erkennt man die "Schulter", welche auf den "Hohen Dachstein" (2.995 m) führt. Die Sicht auf den Gipfel wird durch den vorgelagerten "Niederen Dachstein" etwas eingeschränkt.

Unterhalb vom Hallstätter Gletscher fällt das "Schöberl" auf. In der Nähe liegt die Simonyhütte und die Dachsteinkapelle.

 

 


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Bild 1:   Übersicht über das Hirlatzplateau. Links der Feuerkogel, rechts der Vorderer Hirlatz.

Bild 2:  Der direkte Aufstieg von Hallstatt-Lahn erfordert Kondition, Trittsicherheit und Orientierungsfähigkeit.


Bild 1:  In der Senke zwischen Vorderer Hirlatz (rechts) und Mittlerer Hirlatz befand sich einst die Hirlatzalm. 

Bild 2: Der Zwölferkogel, ein beliebter Aussichtsberg zwischen Krippenstein und Hirlatzberge.

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Bild 1:   Die mächtige Westwand vom Feuerkogel wartet vermutlich noch auf ihre Erstbegeher.

Bild 2:  Diese Felsabspaltung (Bischof)  ist besonders gut von der Binderwiese im Echerntal zu sehen.


Am 11. Januar 2019 war die Hallstätter Landesstraße wegen hoher Schneemengen und Lawinengefahr gesperrt und der Zugang zum Markt nur per Schiff über den See möglich. Nach einer Woche andauernden Schlechtwetter gab es an diesem Tag ein kurzzeitiges Sonnenfenster. Das Foto wurde von der Bahnhaltestelle Hallstatt aufgenommen.


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