DIE ERZ- UND VITRIOLSTOLLEN BEI BAD ISCHL

Ischl im Jahre 1500

Die Historiker bezeichnen das Jahr 1500 als Beginn der Neuzeit. Manche Gelehrte nehmen es noch genauer, wobei sie 1492 als Ende des Mittelalters definieren. Im diesem Jahr hat bekanntlich Christoph Columbus Amerika entdeckt.

Ischl – das Attribut „Bad“ kam erst 1920 hinzu – war damals eine größere Siedlung entlang der Traun. An der sonnigen Flussseite - heutige Esplanade – standen die Häuser der Salzfertiger und dem besseren Bürgertum. Weiter stromabwärts wohnten die Handwerker, Schiffknechte und Fischer.

Entlang der Traun herrschte ein reger Betrieb mit dem Handel und Zwischenlagern des Salzes, welches mit den Schiffen vom 20 km entfernten Hallstätter Salzberg stammte. Gleichzeitig wurden Waren und Lebensmitteln mit den Traunrössern flussaufwärts befördert.

Anfang des 16. Jahrhunderts regierte der bedeutende Habsburger Kaiser Maximilian I. als Nachfolger von Kaiser Friedrich V. Er wurde auch als „letzter Ritter“ bezeichnet und regierte  von 1493 bis 1519. Dieser fortschrittliche König und spätere Kaiser zeigte großes Interesse für den allgemeinen Bergbau. Die Triebfeder dafür war sicherlich auch von finanzieller Natur, da der Monarch aufgrund der vielen Kriege stets unter Geldmangel litt. Im Jahre 1504 besuchte Kaiser Maximilian erstmals den Hallstätter Salzberg. Kurz zuvor hatte er bereits eine Zillenwinde für den Gegenzug der Salzschiffe in Lauffen montieren lassen. Er hatte durch verwandtschaftliche Beziehungen gute Verbindungen zu Hall in Tirol, wo er auch die dortige Saline kennenlernte. Etwas später konnte der Kaiser durch gezielte Eheanbahnung Böhmen und einige Ländereien erwerben. Damit ergab sich für den umtriebigen Monarchen die Notwendigkeit, den schon florierenden Salzhandel auszuweiten. Außerdem reformierte er um 1523 die gesamte Salzverordnung, das Forstwesen sowie das Sanitätswesen. Er ließ auch die erste Seeklause am Ausfluss der Traun bauen.

Sein Nachfolger von Maximilian I. war Kaiser Karl V. Er trat in seiner nur dreijährigen Regierungszeit kaum in Erscheinung.

Wesentlich bedeutsamer für das Salzkammergut war die 42 Jahre andauernde Regierungszeit von Kaiser Ferdinand I. (1524-1563). Unter seiner Herrschaft entstand 1524 die erste Reformlibell, welche den Ablauf der Salzgewinnung auf das genaueste regelte. Durch den früheren Erwerb der Königreiche Ungarn und Böhmen war der Salzbedarf so groß, dass es 1524 zu einem regelrechten Salznotstand kam. Im letzten Jahr seiner Regierung wurde noch 1563 der Ischler Salzberg entdeckt.

Maximilian II. regierte von 1564 bis 1576. In seiner kurzen Regierungszeit wurden in Ischl zwei Stollen eröffnet. Wesentlich bedeutsamer für das Salzwesen war Kaiser Rudolf II. (1576 – 1608). Er selbst war zwar nie im Salzkammergut, ließ aber die Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee bauen. Auch die Saline in Ebensee entstand unter seiner Herrschaft. Nicht zu seinen Ruhmestaten gehört die Bekämpfung der protestantischen Lehre, welche gerade unter den Bergknappen viele Anhänger hatte.

In dieser Zeit wurde an verschiedenen Stellen des Salzkammergutes nach Erzen gesucht. Der Bedarf an Eisen, Kupfer und Blei war hoch. Die Erzlagerstätten im Kalk sind zwar häufig vorhanden, aber nirgendswo besonders ergiebig.

 

Die Reinfalzalm: Südwestlich von Ischl liegt in einem Talschluss die Ortschaft Perneck. Rund 600 m über den umgebenden dichten Bergwald ist das Gebiet der Almen. Eine davon ist die Reinfalzalm, in deren Umgebung einige Erz- und  Salzstollen angeschlagen wurden. Auf der Südseite der etwa 1000 m hoch gelegenen Reinfalzalm erhebt sich der Niedere und Hohe Rosenkogel. Es handelt sich dabei um ein stark zerklüftetes Bergsturzgebiet mit alpinen Übergängen nach Bad Goisern. Im Bereich der beginnenden Felsenzone existieren noch heute die Eingänge bzw. Halden von drei Erz- bzw. Vitriolstollen. Noch heute heißt dieses Gebiet „Sudhüttenwand“ und „Eisenarz“.

Es gibt mindestens drei Stollen im Bereich der Sudhüttenwand südwestlich der Reinfalzalm, in welchen bereits um das Jahr 1500 verschiedene Erze abgebaut wurden. Ein weiterer Erzstollen befand sich nordöstlich vom Predigtstuhl. Man weiß nicht, wann der Abbau einsetzte, aber der Zeitpunkt vom Ende des Erzabaues ist bekannt. Es fällt mit dem Beginn des Salzbergbaues zusammen.

 

DIE REINFALZALM

 

Diese schöne Alm befindet sich südlich von Bad Ischl in rund 1.000 m Seehöhe.

In der Umgebung wurde schon um das Jahr 1500 nach Erzen gesucht und Vitriol erzeugt.

 

In der Nähe befinden sich auch einige alte Salzstollen.


SUDHÜTTENWAND UND EISENARZ

 

Zwischen der Reinfalzalm und den Großen Rosenkogel (1.359 m) gibt es mehrere Erzstollen und Vitriolhalden, welche schon um das Jahr 1500 in Betrieb waren.

Der Bergbau musste um 1562 eingestellt werden, damit der enorme Holzbedarf für die Salzgewinnung  nicht gefährdet wurde.

Der Name "Reinfalzalm" geht höchstwahrscheinlich auf die Zisterziensermönche vom Kloster Rein in der Nähe von Graz zurück. Im nahe gelegenen Ausseerland wurde schon im 12. Jahrhundert im Auftrag der Mönche ein Salzbergwerk betrieben.

 

 


Chronik: Der älteste Hinweis auf den Erzabbau stammt von einem Salzverweser mit den Namen Adam Praunfalk aus Aussee. Aus seinem Bericht geht hervor, dass ein Lauffner Bürger mit dem Namen Hans Gaisbrucker um das Jahr 1500 Eisen und Vitriol erzeugte. Dieser Abbau bzw. die Vitriolsiederei dürfte bis 1563 gedauert habe. In diesem Jahr wurde nämlich der Ischler Salzberg mit den Anschlagen vom Mitterbergstollen eröffnet. Nachdem zum Sieden und Brennen im Jahr rund 700 Raumkubikmeter Holz verbraucht wurden, wurde kurzfristig die Erzverhüttung gestoppt. Es war Kaiser Ferdinand I. persönlich, welcher 1562 die Anweisung gab, das Abholzen der Wälder zu verhindern. Wörtlich hieß es „den Salzberg zu belegen, die Waldungen am Reinfalz, Mitterberg und Umgebung eifrig zu hegen und alles Sieden und Schmelzen des Vitriols gänzlich einzustellen, um in den künftig für das Sieden des Salzes nötigen Wälder keine Verschwendung zu treiben.“

Der Erzabbau und das Vitriolsieden wurde vermutlich sofort eingestellt und erst im 18. Jahrhundert unter Maria Theresia teilweise wieder für kurze Zeit aufgenommen.

 

Die Erz- bzw. Vitrolstollen verfielen, die Arbeiten  wurden später nochmals teilweise aufgenommen. Die Spuren des alten Erzbergbaues sind noch heute im Gelände zu sehen und werden nachfolgend beschrieben.

 

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DER UNTERE VITRIOLSTOLLEN

 

Allgemeines: Der Untere Vitriolstollen in 1018 m Höhe ist derzeit nur mehr im niederen Anfangsteil begehbar. Der Stolleneingang befindet sich am Beginn des Steilgeländes am unteren Ende einer Kluft und ist ohne Ortskenntnis nur schwer zu finden. Von einer Begehung wird aus Sicherheitsgründen dringend abgeraten!

 

Forschungsgeschichte: 1940 hat Dr. Friedrich Morton zusammen mit Josef Hütter aus Pernegg den Stollen noch relativ problemlos begangen. Um 1960 wurden von Linzer Höhlenforschern die ersten 15 m vom Stollen nachgezimmert. Eine besondere Leistung, wenn man die extrem kalten Temperaturen und Wetterführung kennt.

1962 wird der Stollen im Rahmen einer Diplomarbeit von Antes und Lapp begangen und teilweise vermessen.

1980 wurde die Anlage noch von Hans Kranabittl und Begleitern komplett befahren.

2005 kann Erhard Fritsch noch 12 m weit in den mittlerweile stark verengten Stollen vordringen. Laut Aussage des sehr erfahrenen Forschers ist es ab dieser Stelle „zweifelslos höchst einsturzgefährdet.“

2015 wagte sich der Verfasser rückwärts kriechend nochmals in den Stollen, musste aber schon nach wenigen Metern infolge der Engheit aufgeben.

 

Beschreibung: Der mittlerweile stark verengte Eingang führt anfangs leicht abwärts in den mit vermorschten Rundhölzern abgestützten Stollen. Der nur mehr 1 m hohe und an der waagrechten Sohle 90 cm breite Stollen führt fast gerade in ESE-Richtung. Nach 12 m Länge verengt sich nochmals der Gang. Grund dafür sind neue Gesteinsverbrüche. Nach einem Rechtsknick führt der Gang nach 6 m zu einen rund 15 m tiefen Schacht. Dieser Abgrund ist am Boden vollkommen verbrochen. Der Stollen selbst endet wenige Meter hinter der etwa 2.5 m langen Schachtunterbrechung.

Nach Mortons Beobachtungen im Jahre 1940 verwandelt sich dieser erste Stollenteil bis weit in den Sommer hinein in eine spiegelglatte Eisfläche

Somit ergibt sich für den Unteren Vitriolstollen eine Gesamtlänge einschließlich dem Schacht von etwas über 40 m. Der gesamte Stollen verläuft ausschließlich im Juragestein und dürfte nach Meinung von Erhard Fritsch nie das Erzlager erreicht haben. Wahrscheinlich wurde das Erz in tieferen Lagen vermutet und deshalb der Schacht abgeteuft. Tatsächlich stieß man im Jahre 1858 bei der Salzsuche im viel tiefer verlaufenden Maria Theresia-Stollen (Stampferkehr) auf die Erzformation.

 

Besonderheiten: Auffällig ist vor allem der extrem kalte und starke Luftaustritt während der Sommermonate! Die Kaltluft ist noch deutlich 20 m vom Stollenmund zu spüren und beeinflusst auch die Vegetation. Manchmal kommt es durch die Feuchtigkeitsunterschiede zu nebeligen Dunstschleier. Damit bleibt die Frage offen, woher die kalte Luftströmung herkommt.

 

Temperatur und Wetterführung:

 

Datum

Temperatur

Bemerkungen

26. 07. 2014

unbekannt

Starke Wetterführung auswärts.

02. 08. 2014

+ 4.6 Grad C

Starke Wetterführung auswärts. Nebelbildung.

06. 06. 2015

+ 4.4 Grad C

Starke Wetterführung auswärts. Außentemperatur 22 Grad C.

13. 06. 2015

+ 4.4 Grad C

Starke Wetterführung auswärts.

27. 06. 2015

+ 4.6 Grad C

Starke Wetterführung auswärts. Sehr feucht.

13. 08. 2015

+ 6.3 Grad C

Starke Wetterführung auswärts. Außentemperatur 29 Grad C.

 

Unterhalb des Stollen wurde einige Werkzeuge gefunden, welche mit der Bergbautätigkeit in Verbindung gebracht werden können. In der Nähe sind auch Steinreste erkennbar, welche auf eine ehemalige Hütte hinweisen.

 

 

Bild 1:   Bis zu 20 m Entfernung kann man den eiskalten Luftzug spüren, welcher aus dem Stollen strömt.

Bild 2:  Das  Mundloch im Jahre 1980. (Foto: H. Kranabittl)

Bild 3:  Der Stolleneingang im Jahre 2016. Der Eingang ist bereits in einen desolaten Zustand.

Bild 4:  Nach 15 m wird der Stollen nochmals enger. Ab dieser Stelle wird es lebensgefährlich.


Etwas höher und südwestlich vom Unteren Vitriolstollen existiert der Rest einer Halde. Dahinter dürfte sich ein weiterer Stollen befinden.

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DER MITTERE VITRIOLSTOLLEN

 

Dieser vermutete Stollen in 1040 m Höhe ist komplett verschüttet. Es existiert nur mehr die Halde. Noch immer liegen einige Brocken von Brauneisenstein am Beginn der Halde und weiter unten zwischen den Bäumen herum.

Die Halde befindet sich 20 m oberhalb und etwas südlich vom Unteren Vitriolstollen. Als Orientierungspunkt dient ein auffälliger Felsen rund 60 oberhalb auf der linken Seite.

Von diesen Stollen ist nichts bekannt. Doch schaut es aufgrund der Haldenfunde so aus, als wäre man hier auf Eisenerz gestoßen.

DER OBERE VITRIOLSTOLLEN (HÜTTERSTOLLEN)

 

Allgemeines: Dieser höchstgelegene Vitriolstollen ist unter Einheimischen als Hütterstollen bekannt. Johann Hütter aus Pernegg war bekannt als ein redegewandter Grubenführer im Ischler Salzberg. In seiner Freizeit forschte er viel in der Umgebung des Salzberges und fand 1920 den alten Stollen, welcher nun inoffiziell seinen Namen trägt. Der Stollen ist heute noch relativ gut begehbar. Der Eingang liegt in 1105 m Meereshöhe.

 

Der höhlenartige Stolleneingang befindet sich 85 m höher als der Untere Vitrolstollen und ist ohne Ortskenntnisse schwer zu finden.  Der Zustieg ist im letzten Teil ziemlich steil.

 

Chronik: Um 1500 dürfte der Erzabbau (Eisen, Schwefelkies) den Anfang genommen haben. 1562 musste der Betrieb wegen der ein Jahr später erfolgten Eröffnung des Ischler Salzberges eingestellt werden.

1694 hat ein gewisser Faschl einige Bleierzproben einer Kommision zugebracht. Die Herren fanden aber das Erzvorkommen nicht abbauwürdig.

1858 stieß man beim Vortrieb im tiefer gelegenen Maria Theresia Stollen (ehemaliges Schaubergwerk)  in der sogenannten Stampferkehr auf die bekannten Erzformationen.

Im Jahre 1866, nach anderen Aufzeichnungen 1880, begann der damalige Bergverweser August Aigner auf privater Basis, den Stollen nachzurüsten. Genaueres ist nicht bekannt. Möglicherweise stammen die angeblich später gefundenen Werkzeuge im Stollen aus dieser Zeit.

1920 wurde der Obere Vitriolstollen von Johann Hütter aus Bad Ischl, Ortsteil Pernegg, „wiederentdeckt“. Deshalb wurde diese interessante Bergbauanlage inoffiziell nach dem Entdecker benannt.

Um 1930 herum wurde der mündlichen Überlieferung nach der Stollen als geheimer Treffpunkt von Anhängern der nationalistischen Partei benutzt.

1940 besuchte der bekannte Forscher Dr. Friedrich Morton den Stollen und veröffentlichte seine Eindrücke in mehreren Zeitschriften.

Im Jahre 1962 führten die Ludwig Antes und Siegfried Lapp im Rahmen einer Diplomarbeit für die Montanistische Hochschule in Leoben umfangreiche Untersuchungen im Ischler Salzberggebiet durch. In dieser unveröffentlichten Arbeit wurde nebst Salzstollen und Erzhalden auch der Obere Vitriolstollen vermessen und in einen Plan eingezeichnet.

2005 wurden die vorhandenen Skizzen von Erhard Fritsch und Helmut Planer, beide Mitglieder im Landesverein für Höhlenkunde in OÖ., ergänzt. Die neuen Pläne wurden von ersteren 2005 bzw. 2014 gezeichnet.

Ende des Jahres 2014 ergriff ein ehemaliger Bergmann aus Bad Ischl, Pernegg erneut die Initiative. Nach mehreren Einzelgrabungen und zuletzt mit Hilfe von Erich Ramsauer und Walter Gschwandtner wurde der Schutt im Mundlochbereich ausgeräumt und der erhoffte neue Stollengang entdeckt. Insgesamt wurden von ehemaligen Salzbergbau Bad Ischl rund 850 Kübel Abraum an das Tageslicht geschafft. Vermutlich ist dieser Stollen der älteste von den drei Objekten.

 

Beschreibung: Der Eingangsbereich bildet eine 3 m breite, 2 m tiefen  und 1.5 m hohe Halbhöhle. Auf der linken Seite führt ein kurzer Schurf steil hinunter und mündet in der ersten Halle. Dieser erste Raum ist 6 bis 7 m lang, bis zu 3.5 m hoch und genau so breit. Am tiefsten Punkt des abfallenden Raumes liegen zwischen den Felstrümmern einige alte Grubenhölzer. Nach einem kurzen verengten Gangstück folgt ein weiterer parallel liegender Raum mit 6 m Länge und 1.5 m Breite. Es folgt nach einer Engstelle noch ein fotogener dritter Raum, der zwar noch 4.5 m lang und 2 m breit ist, aber nur mehr 1.3 m hoch. Hier befinden sich an der Decke helle Sinterbildungen und dazwischen dunkle, mineralogische Ausblühungen. Möglicherweise befindet sich hier noch eine ehemalige Fortsetzung. Nach Erhard Fritsch liegt der Anfangsteil im dolomitischen Gestein und erst im letzten Raum sind Einlagerungen, wahrscheinlich Werfener Schiefer, vorhanden. Auffällig sind die vielen Brocken von verwitterten Brauneisenerz unterhalb des Mundloches. Die genaue Untersuchung ergab Bleiglanz, Anglesit, Zinkblende, Schwefelkies (Sulfate), weiter Calcit, Dolomit, Sidenit, Limmonit, Quarze und Glimmer. Diese Zusammensetzung wurde auch im Maria Theresia-Stollen (Stampferkehr) angetroffen.

 

Beschreibung des neuentdecken Stollenteiles:  Der 7.5 m lange Stollenteil beginnt 5 m nach dem Mundloch und führt fast geradlinig und eben in südöstliche Richtung. Die Höhe beträgt durchschnittlich 90 cm und die Breite 50 cm. Der Stollen wurde auf den Knien vorangetrieben. Vor allem an der fotogenen Stollendecke sind verschiedene Mineralien ausgeblüht. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Mischung von Brauneisenstein, Manganüberzug, Werfener Schiefer und am Stollenende möglicherweise auch um Bleiglanz. Stellenweise sind an der Decke schöne Versinterungen und auch kleine Tropfsteine vorhanden. Der hinterste Punkt ist rund 3 m vom einzigen größeren Raum („Kammer“) entfernt. Der neue Stollenteil wurde von Norbert Leutner und Peter Thalhammer 2016 mit 7.5 m Länge vermessen.

 

Die Gesamtlänge vom Oberen Vitriolstollen einschließlich des neu entdeckten Teiles beträgt nun 43 m. Die bisherige Horizontalerstreckung von 14.5 m (W-O) und der Höhenunterschied von 6 m (-4 /+2 m) bleiben gleich.

 

Es ist einer der noch offenen Fragen, ob beim Hütterstollen bereits von Anfang nur Eisenerz verhüttet wurde oder zeitgleich die Vitriolbrennerei im Gange war. Auf Eisenerzverhütung scheint eine Abraumhalde in der Nähe der Ortschaft Perneck hinzuweisen. Dagegen befinden sich die Vitriolhalden etwas oberhalb vom Matthias Stollen.

 

 

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Bild 1:  Der Eingang zum OBEREN VITRIOLLSTOLLEN (Hütterstollen) erinnert  an einen Höhleneingang.

Bild 2: Im einzigen größeren Raum liegen noch zahlreiche Erzbrocken an der Sohle.

Bild 3: Durch die Einlagerung von Bunterzen wirken manche Stellen an der Decke sehr fotogen.


Bild 1:   Dieser lange Zeit verschüttete Stollenabschnitt wurde erst im Jahre 2014 freigelegt.

Bild 2:  Am Beginn des neuentdeckten Stollenteils existieren kleine Tropfsteine und Sinterbildungen.

Bild 3:  Außerhalb des Stollens und im Wald weiter unten findet man noch immer Brauneisenerze.

Bild 4:  Oberhalb des Stollens geht es weglos steil bergauf in ein Bergsturzgebiet (Zwerchwand) mit tiefen Dolinen.

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DER BLEIBERGSTOLLEN AM ANZENBERG

 

Allgemeines: Etwa 1 km Luftlinie westlich der Vitriolstollen bzw. oberhalb vom Markt Lauffen befindet sich der Anzenberg. Am Anzenberg gab es vermutlich um 1500 einen Stollen, aus welchen Bleierze verhüttet wurden. Der später aufgegebene Bergbau wurde dann im 17. Jahrhundert wieder für kurze Zeit aufgenommen. Der lange verschollene Stollen konnte 2015 konnte von Helmut Lichtenegger und Norbert Leutner "wiederentdeckt" werden.

 

Lage und Zugang: Von Bad Ischl über die „Reinfalzstraße“, „Gstichkogelstraße“ und „Goiserer Höhenweg“ bis zum Beginn der „Anzenbergstraße“. Diese rund 1 km aufwärts folgen bis zur markanten, rechtsseitigen Bergwerkswand. An der Ausweichstelle links ein Stück in den Graben absteigen. Direkt unterhalb der Forststraße in 940 m Seehöhe sieht man an zwei Stellen noch Mauerreste.

 

Chronik: Im Jahre 1658, in der Regierungszeit von Kaiser Leopold I., wurde der mittlerweile verfallene Bergbau erneut aufgenommen. Für dieses Unternehmen bewilligte die Hofkammer für ein Vierteljahr maximal 3000 Gulden. Der Erfolg auf ein reiches Bleilager blieb aus und die Anlage verfiel.

Die Lage vom Stollen blieb dann jahrhundertelang unbekannt. Erst 2015 gelang es Helmut Lichtenegger und dem Verfasser, den verfallenen Stolleneingang wieder zu finden. Als Forschungshinweis diente die Bezeichnung „Bergwerkswand“, welche in der Urkarte von 1815 eingezeichnet ist. Die Mauerreste, welche von diesem Stollen noch vorhanden sind, befinden sich fünf Höhenmeter unterhalb der mächtigen Bergwerkswand. Zwischen Wand und vermuteten Stollen verläuft heute die „Anzenbergstraße“ (Forststraße). An der Felswand befinden sich etliche Felszeichen und Inschriften.

 

Beschreibung: Die Mauerreste sind noch deutlich zu erkennen, wobei die ostseitige Steinwand vermutlich direkt zum Stolleneingang gehört. Ein  abwärts verlaufende Graben wird nach rund 100 m flacher. An diesem Ort stand vermutlich die Bergwerkshütte.

 

Mittlerweile konnte der Verfasser im Landesmuseum alte Unterlagen ausheben. Die Übersetzung aus der alten Kurrentschrift steht noch aus. Vielleicht gibt es neuer Erkenntnisse, welche dann veröffentlicht werden.

 


DER BLEIBERGSTOLLEN

 

Die Entstehungszeit ist unbekannt, dürfte aber zeitlich mit den Abbau mit den Erz-und Vitriolstollen zusammen hängen.

Im Jahre 1658 wurde der bereits eingestellte Bergbau nochmals aktiviert. Auf Anraten eines Rutengehers wurde im sogenannten Barbarastollen drei Monate lang gegraben. Der Erfolg auf ein abbauwürdiges Bleierz-vorkommen blieb leider aus und die Anlage verfiel.

Die noch vorhandenen Mauerreste sind ein starkes Indiz dafür, dass sich hier der Stollenmund vom Bleierzstollen befand, aber noch kein Beweis.


Etwa 150 m unterhalb dieses Stolleneinganges wurde von uns noch eine Halde entdeckt, von welcher bisher nichts bekannt ist. Nähere Untersuchungen stehen noch aus.

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ERZVORKOMMEN IN DER UMGEBUNG

 

Im Bereich der Erz- bzw. Vitriolstollen befindet sich geologisch gesehen eine Schichtgrenze zwischen Hallstätter Dolomit und Werfener Schiefer. In diesem Zwischenraum hat sich die Erzlagerstätte (Buntmetalle) hochgeschoben. Die Untersuchung der Halden beim Oberen Vitriolstollen (Hütterstollen) ergab Bleiglanz, Anglesit, Zinkblende, Schwefelkies (Sulfate), weiter Calcit, Dolomit, Sidenit, Limmonit, Quarze und Glimmer. Diese Zusammensetzung wurde auch im 400 m tiefer gelegenen Maria Theresia-Stollen (Stampferkehr) angetroffen.

Zu der Zeit um das Jahr 1520, als bei der Sudhüttenwand noch gearbeitet wurde, stand der Bergbau überall in der Hochblüte. Es gab nicht nur die florierenden Salzbergwerke in Aussee und Hallstatt. So waren beispielweise in den benachbarten Schladminger Tauern an die 1500 Bergknappen beschäftigt, Silber, Kupfer, Kobald und Blei zu fördern. Am Hinteren Gosausee und am Lärchkogel östlich vom Vorderen Gosausee sowie am Jainzen bei Bad Ischl und am Anzenberg bei Lauffen wurde hauptsächlich nach Blei gesucht.

Nach einem Abflauen im 17. Jahrhundert ordnete Maria Theresia 1763 eine neuerliche Suche nach Bodenschätzen an. In dieser Zeit dürften im Salzkammergut der Eisenerzbergau am Rehkogel, Stambachgraben und Hammerberg bei Goisern entstanden sein,  Im Arikogel nördlich vom Hallstättersee wurden  vor allem Bunterze gefördert. Nachweislich erstreckt sich im Arikogel ein fast 270 Meter langes Stollensystem. Um diese Zeit dürften auch der 56 m lange Goldlochstollen und das Eulenloch bei Hallstatt entstanden sein.

In der Umgebung vom Traunkirchen gab es auf der Hochsteinalm und auf der Windlegernalm um 1740 herum und wahrscheinlich noch früher ein Kupferbergwerk. Der Bergwerkskogel am Nordrande vom Toten Gebirge (Gemeinde Ebensee) hat seinen Namen von einem ehemaligen, hochgelegenen Silberbergwerk.

 

 

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DIE VITRIOLERZEUGUNG

 

Trotz intensiver Forschung konnte ich bisher keine Hinweise finden, für welchen Zweck das Vitriol in unserem Gebiet verwendet wurde. Ich kann hier nur verschiedene Beobachtungen anführen und würde mich freuen, wenn ein Leser weitere Informationen zur Verfügung stellen könnte.

Nach jetzigen Wissensstand wurde bei der Sudhüttenwand Eisenerze gefördert und gleichzeitig eine Vitriolsiederei betrieben. Es scheint so, als hätten die drei sogenannten Vitriolstollen unterschiedliche Bedeutungen gehabt.  Beim aktuellen Stand der Forschung ist es noch nicht möglich, eine genaue Aussage zu machen.

 

Was ist eigentlich Vitriol? Es ist ein Kunstname und kommt vom lateinischen Vitrum, d.h. Glas(klar). Der Trivialname steht für kristallwasserhaltige Sulfate, das wären Salze der Schwefelsäure.

 

Wie wird Vitriol, Vitriolöl und Schwefelsäure erzeugt? Das Vitriolöl wurde durch Rösten des Schwefelkieses, Ausziehen des einem mehrmonatigen Verwitterungsprozesses unterworfenen Einfachschwefelseisens mit Wasser und Einkochen der Lösung bis zum Auskristallisieren hergestellt. Vitriolöl diente zur Herstellung von Schwefelsäure.

Beim Verröstungsprozeß erfolgt teilweise Entschwefelung, Eisen und Kupfer oxidiert, Schwefelsäure entsteht. Die gerösteten Erze werden in großen, übereinander stehende lärchenen Kästen mit kaltem Wasser abgelaugt, durch die Oxydation wird schwefelsaures Kupferoxyd und Eisenoxyd in der Lauge gelöst. Die Rohlauge wird geklärt, in bleiernen Pfannen abgedampft, gereinigt, Bodensalz ist gelb (Eisen- und Schwefeloxyde). Aus den Bodensatz kann durch Rösten und Brennen rote Farbe (Hämatit) erzeugt werden.

Unterhalb der Sudhüttenwand bzw. oberhalb vom Matthias-Stollen liegen unter der Vegationsdecke mehrere Kubikmeter eines roten bzw. ockerigen Tones. Es handelt sich dabei um die Rückstände der alten Vitriolsiederei. Der rote Bodensatz auf den Halden und meist unter einer Vegetationsdecke verborgen, wurde noch im letzten Jahrhundert von Maurern und Zimmerleuten als Rötelfarbe (Polierrot) verwendet.

 

Für was wurde Vitriol verwendet?  In erster Linie für Herstellung von Schwefelsäure, dann Verwendung in der Stofffärberei, Lederschwärzung, Dünger, Medizin (Desinfektion), Konservierung und Beizung von Werkzeugen. In unserer Gegend dürfte man an auch an Lederschwärzung (Schusterschwärze) denken.

 

 

A K T U E L L E  N E U F O R S C H U N G  IM JAHRE 2018

DER MOOSBERGSTOLLEN

 

Im Sommer bzw. Herbstanfang  2018 wurde  mittels Bagger das Portal eines verschütteten Stollen freigelegt. Es handelt sich dabei um den  bis auf 214 Meter Länge begehbaren ehemaligen Moosbergstollen, welcher bereits 1577 auf der Suche nach Salz angeschlagen wurde. Der händische Stollenvortrieb führt in südöstliche Richtung und wurde  1584  eingestellt.

1586 wurde dieser Stollen erneut aktiviert und ein weiterer, schmaler Gang vorgetrieben. Dieser Vortrieb dauerte mit Unterbrechungen bis zum Jahre 1690. Dann wurde die Anlage bei einer Streckenlänge von insgesamt 372 m endgültig stillgelegt. Dieser letzte Stollenteil von 158 m Länge ist heute verbrochen.

Dieser drittälteste Stollen (volkstümlich "Beriglo") im Bad Ischler Salzbergrevier ist als ehemaliger Versuchsstollen zu bewerten, welcher  das Salzlager nicht erreichte.

Der  schöne und geologisch hochinteressante Moosbergstollen befindet sich etwas oberhalb der letzten Häuser von der Ortschaft Obereck und ist seit 9. November 2018 mit einen Gitter abgesperrt.   Ab etwa 60 Meter nach dem Eingang existieren sehenswerte färbige Sinterbildungen sowie kleine weiße Stalaktiten. Besonders interessant ist ein Stollenabschnitt, wo sogar das Rüstholz von Sinter überlagert wurde.

Im Jahre 2018 oder 2019 wurde in den Stollen eingebrochen und dabei leider schöne Sinterbildungen teilweise zerstört.

2021 wurde im Eingangsbereich eine Informationstafel errichtet und der Stollenanfang bergmännisch mit Holzstempeln gesichert. 

 

 

Bild  1:  Rund 60 Meter entfernt vom Eingang beginnen die Sinter- und Tropfsteinbildungen.

Bild 2: Bei circa 70 Meter Stollenlänge sieht man diese schönen  Sinterröhrchen an der Decke.


Fotos: Man glaubt stellenweise eher, in einer Tropfsteinhöhle zu stehen als in einen künstlichen Stollen.

 

WEITERFÜHRENDE LITERATUR

 

Mit der Erzverhüttung am Ischler Salzberg haben sich die Autoren Antonius Dicklberger, Carl Schraml, Friedrich Morton und Othmar Schauberger beschäftigt. Ludwig Antes und  Siegfried Lapp schrieben 1962 eine Diplomarbeit über die Erzstollen. Leopold Schiendorfer beschäftigt sich in seinem Heimatbuch ebenfalls  mit dem Erzbergbau. Ein ausführlicher Bericht mit Plänen stammt von Erhard Fritsch und Helmut Planer.

Im Jahre 2018 hat Thomas Nussbaumer die rund 200 Jahre alten Chroniken von A. Dicklberger transkribiert und als umfangreiches Standardwerk (2 Bände und eine Kartenmappe) neu herausgegeben.


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