DIE KALMOOSKIRCHE

ALLGEMEINES

Die bekannteste Höhle im Gebiet der Kalmberge (Ramsaugebirge) ist sicherlich die Kalmooskirche (Kalmoskirche, Kohlmooskirche, Kollmoskirche). Diese teilweise geräumige Höhle diente schon in der Gegenreformation und vor allem während des Geheimprotestantismus als Zufluchts- und Andachtsort für die verfolgten Protestanten. Vieles deutet darauf hin, dass im 17/18. Jahrhundert dort öfter gottesdienstliche Handlungen durchgeführt wurden. Manche Besucher „spüren“ im Eingangsbereich noch heute diese Energie. Die Fremdenverkehrswerbung hat nun diese Höhle ebenfalls für sich „entdeckt“ und den Ort als Glücksplatz und Krafthöhle deklariert. In einem der Prospekte kann man lesen: „Tausende Gebete, Verzweiflung, Hoffnung und unerschütterliche Glaubensbekenntnisse haben die Patina dieser Höhlenwände gefärbt...“.

Die Kalmooskirche ist sicherlich ein besonderer Ort mit einer eigenen Ausstrahlung. Manchmal finden noch Gedenkfeiern statt, welche von der evangelischen Kirche aus Goisern veranstaltet werden. Diese werden sehr würdevoll und mit großem Ernst zelebriert.

 

Bild 1:  Am Weg von der Goisererhütte zum Hohen Kalmberg kommt man an der Kalomooskirche vorbei.

Bild 2: Der Gipfelaufbau vom Hohe Kalmberg (1.833 m) bildet  den berühmten "Indianerkopf".

Bild 3: Der Eingang der Kalmooskirche ist von der Goisererhütte in 10 Minuten erreichbar.

 

Lage und Zugang: Die 1932 erbaute Goisererhütte in 1.592 m Meereshöhe gehört dem österr. Alpenverein und wurde 2013 großzügig umgebaut. Die Hütte mit dem herrlichen Panoramablick ist vor allem für die Gemütlichkeit bekannt. Die Goisererhütte ist fast ganzjährig bewirtschaftet, bietet Übernachtungsmöglichkeit und ist von Bad Goisern oder Gosau in zwei bis drei Gehstunden erreichbar. Beliebt ist der etwa einstündige Anstieg zum Hohen Kalmberg in 1.833 m. Der felsige Gipfelaufbau bildet den berühmten „Indianerkopf“, welcher in das Goiserer Tal schaut.

Um zur Kalmooskirche zu gelangen, folgt man den markierten Weg von der Goisererhütte zum Hohen Kalmberg. Nach fünf Gehminuten kommt man bei einem Martel vorbei. Hier ist im Jahr 1960 ein dreizehnjähriger Schüler aus Gosau in den Tod gestürzt. Der Schulkollege Christian Putz aus Gosau ging damals mit uns, weil wir mit der 3. Hauptschulklasse zur Sonnwendfeier auf den Hohen Kalmberg wollten. Der tödliche Absturz ist niemand von uns aufgefallen.

Nach einer Wegteilung bleibt man auf der linken Seite und erreicht nach insgesamt 10 Minuten Gehzeit den Höhleneingang.

 

Erforschung: Wann die Höhle erstmals erforscht wurde, ist unbekannt. Die Kenntnis der Höhle ist aber auf jeden Fall schon im 18. Jahrhundert anzunehmen, wahrscheinlich aber noch früher. Der erste offizielle Bericht darüber stammt von Franz Kraus aus dem Jahre 1880. Als Führer nahm Kraus den aus Ischl stammenden Reisenauer mit. Der zweite Mann mit Namen Wiesauer stammte aus dem gleichen Ort. Mit von der Partie war auch Franz Neubacher aus Goisern, vermutlich jener Mann, der kurze Zeit später in das „Schusterloch“ stürzte.

Die Männer befuhren schon damals mindestens zweimal die Kalmooskirche und zwar bis zum „Großen Dom“. Hier fanden sie einen Zettel mit den Namen Engelbert Baumgartner, Josef Riedler und Franz Rothauer. Dieses waren Hallstätter Bergleute, welche schon 1878 in der Höhle waren.

Im Jahre 1942 wird die Höhle von Forschern aus Salzburg befahren. Der Höhlenspezialist Czoernig zeichnet eine Skizze und gibt dem „Großen Dom“ den Namen „Trümmerhalle“.  Ein Jahr später geht Gustave Abel in die Höhle und diese wird von ihm teilweise vermessen.

Im Jahre 1962 sind es die Linzer Höhlenforscher Erhard Fritsch, Matthias Buschek und Hermann Kirchmayr, welche die Höhle genau vermessen. Diese Forscher sind vermutlich auch die Ersten, welche den verwinkelten Geheimgang sowie das „Totenkammerl“ erforschen.

1964 gelingt es mir, zusammen mit Peter Pilz den sagenumwobenen "Geheimgang" zu entdecken. Dieser Höhlenteil ist sehr eng und führt auf der Gosauseite bei einer kleinen Felsstufe an das Tageslicht. Mittlerweile ist dieser Zugang so verwachsen, dass man diesen von außen nicht mehr finden kann.

 

Bild 1:  Die Kalmooskirche ist unschwierig erreichbar und wird von Bergwanderern häufig besucht.

Bild 2: Im Eingangsbereich werden jährlich Gedenkfeiern zur Erinnerung an die Verfolgung abgehalten.

Bild 3: Etwa in der Höhlenmitte befindet sich auf einer Seitenwand  diese Kreuzigungdarstellung.

 

Beschreibung: Vom Eingang hat man einen sehr schönen Blick hinunter in das Goiserertal und Umgebung. Das Höhlenportal ist nach Osten geöffnet, hat eine Breite und Höhe von je 3.5 m. Es folgt die leicht abfallende 20 m lange, 5 m breite und 6 m hohe Eingangshalle. Wenige Meter nach dem Eingang zweigt nach links (Süden) ein 16 m langer Gang ab. Dieser erhält noch Tageslicht und ist am Ende verstürzt.

Nach der Eingangshalle folgt eine 1.5 m Felsstufe mit glatt polierten Stellen. Den südwestlich verlaufenden Hauptgang folgend erreicht man nach weiterer 17 m Ganglänge einen mit Versturzblöcken bedeckten  „Kreuzungsbereich“. Der Hauptgang wendet sich nach links (Süden), wo man nach 20 m Länge eine auffällige Harnischfläche erreicht. Anschließend führt der Gang mit etlichen Windungen und einer Engstelle bis zum „Verteilergang“. Hier könnte man über drei Stufen von 7 m, 8 m und 4 m in den Schacht absteigen, wobei nur die oberste Felsstufe frei kletterbar ist. Folgt man den „Verteilergang“ weiter, so gelangt man über eine Art von Galerie in den größten Raum der Höhle. Diese trockene „Trümmerhalle“ hat um die 25 m Länge, 6 m Breite und ist bis zu 10 m hoch. An der Sohle liegen große, teilweise labile Felsblöcke. Einige kleinere Fortsetzungen sind ohne Bedeutung. An einer Stelle wurden früher etliche Aragonite gefunden.

Von dem erwähnten „Kreuzungsbereich“, welcher 35 m vom Eingang entfernt liegt, kann man auf der rechten Seite in den „Gotischen Gang“ kriechen. Die linke Abzweigung führt in den „Säulengang“. Bei der rechten Wegvariante erreicht man das „Totenkammerl“ und den „Lehmsumpf“. Die Höhlenteile führen nun wieder zusammen und der gewundene Gang führt in die kurze „Lehmklamm“. Nach einem Gangknick endet wenige Meter weiter normalerweise die Höhle, weil Humus und Schneereste den zweiten Eingang verstopfen.

 

Zoologie: Im Jahre 1964 fand ich kurz vor dem „Verteilergang“ fast auf der Oberfläche einen kompletten Eckzahn eines Höhlenbären! Leider ist der Zahn verloren gegangen. Erwähnen möchte ich nochmals die glatten Felsen bei der Felsstufe in der Nähe des Einganges. Schon früher vermuteten Forscher, dass diese polierten Felsen von Tierfellen (Höhlenbären) stammen könnten.

Man sieht noch an einigen Stellen die Spuren von Grabungen. Vermutlich waren hier schon vor langer Zeit „Schatzgräber“ am Werk.

 

Basisdaten: Kat. Nr. 1564/16, Seehöhe 1.618 m, Gesamtlänge 291 m, Höhendifferenz 26 m (+ 8.5 m, - 17.5 m), Plan: Czoernig, Kirchmayr.

 

Literatur: „Höhlen, Natur und Kultur im Inneren Salzkammergut“. Norbert Leutner, 2012, Eigenverlag.

 

 

Bild 1:  Vom Eingang weg geht es über Geröll leicht bergab in den lichtlosen Teil der Höhle.

Bild 2: Diese alte Skizze zeigt den ungefähren Verlauf der insgesamt knapp 300 m langen Höhle.

Bild 3: An dieser Stelle beim Erinnerungskreuz stürzte ein Dreizehnjähriger aus Gosau in den Abgrund.

 

Gefahrenhinweis: Das Begehen einer Höhle ist immer mit einem Risiko behaftet und sollte niemals alleine unternommen werden! Es ist außerdem sehr wichtig, mehrere Lichtquellen mitzunehmen.

Siehe auch eigenen Beitrag über die DIE SEEKARKIRCHE und DIE GSCHLÖSSLKIRCHE im Archiv!

 

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