GOSAUKAMM: DER FREYATURM

ALLGEMEINES

Alfred Radio-Radiis hat zwischen 1908 und 1950 insgesamt fünf Ausgaben eines handlichen Führers mit dem Titel „Dachsteingebirge und die angrenzenden Gebiete" im Wiener Artaria-Verlag herausgebracht. Die größte Verbreitung hatte die 3. Auflage, welche 1922 erschien. Der Führer hatte 361 Seiten und enthielt etliche Bilder und Pläne.

Die 4. Auflage erschien 1932 und hatte bereits 592 Seiten. Die 5. Auflage wurde 1950 gedruckt. Dazu erschien ein Ergänzungsband mit 150 Seiten. Damit hatte dieser letzte Dachsteinführer von Radio-Radiis insgesamt 744 Seiten.

 

Dieser klassische Führer wurde dann erst ab 1973 von Willi End mit zwei Neuausgaben „Dachsteingebirge Ost“ und „Dachsteingebirge West“ abgelöst.

Für die Planung der 5. Ausgabe schrieb Radio-Radiis sämtliche Betreiber der Schutzhütten und alle namhaften Alpinisten an und bat um deren Berichte über Erstbegehungen, neue Wege, Routenänderungen und wichtige Informationen. Von Gustave Abel aus Salzburg, dem Altmeister der österreichischen Höhlenforschung, erhielt ich die Originaldokumente. Außer der gesamten Dachsteingruppe sind auch zahlreiche Unterlagen vom Grimming und der Schweiz vorhanden.

So bin ich jetzt in der Lage, aus einer umfangreichen Datenbank zu schöpfen und möchte mit dem Freyaturm im westlichen Gosaukamm beginnen.


Bild 1:  Blick vom Hütteneck (Bad Goisern) über Ramsaugebirge zu den wilden Zacken vom Gosaukamm.

Bild 2: Diese Gipfel und Grate im zentralen Gosaukamm  waren und sind ein Eldorao für Kletterer.

Bild 3: Der Gosaukamm (Nordseite) spiegelt sich im Löckermoos oberhalb von Gosau.

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Hinweis: Alle Bilder können durch Anklicken vergrößert werden!

 

 

DER GOSAUKAMM MIT DEM FREYATURM

Der langgezogene Höhenzug mit den zahlreichen Gipfeln und Graten beherrscht vor allem das Landschaftsbild von Gosau westlich vom zentralen Dachsteingebirge. Diese „österreichischen Dolomiten“ sind Anziehungspunkt für zahlreiche Menschen, welche vor allem den berühmten Dachsteinblick mit Spiegelung im Vorderen Gosausee sehen möchten.

Wanderer und Alpinisten fahren gerne mit der Seilbahn auf die Zwieselalm. Beliebt ist auch die hochalpine Umrundung des Gebirges, welche meist in zwei Tagen durchgeführt wird. Dazu gibt es vor allem auf der Westseite mehrere gastfreundliche Hütten, welche sich zur Übernachtung anbieten.

Viele Menschen bevorzugen die Wanderung entlang der drei Gosauseen in Richtung der Adamekhütte.  In dieser Talfurche entlang vom Gosaukamm wechselt für den Touristen ständig die Szenerie. Auf dieser dreistündigen Tour kann der Vordere Gosausee umrundet werden.

Bergsteigerisch gesehen gibt es nur wenig  leicht erreichbare Gipfel im gesamten Gosaukamm. Beliebt ist die Tour auf den  Großen Donnerkogel, auf welchen teilweise auch ein Klettersteig führt. Aber auch hier sind Kondition und Trittsicherheit notwendig, um den aussichtsreichen 2.054 m hohen Gipfel zu erreichen. Die höchste Anhöhe im Gosaukamm ist die 2.458 m hohe Große Bischofsmütze. Dieser eindrucksvolle und formschöne Berg verlangt überhaupt Klettererfahrung.

Aufgrund der geologischen Voraussetzungen ist der Gosaukamm besonders für extreme Kletterer interessant. Das Gestein ist in der Trias entstanden und besteht großteils aus Dachsteinriffkalk mit Korallenbildungen. Durch den relativ hohen Magnesiumanteil neigt vor allem der Basisbereich vom Gebirge zu würfelförmiger Verwitterung. Die Folge davon sind steile Schutthalden zwischen den Gipfeln und die Gefahr von Bergstürzen.


 

Bild 1:  Vom Gipfel des 2.054 m hohen Großen Donnerkogel sieht man zum Hohen Dachstein. 

Bild 2: Kurz vor dem Gipfel hat man diese herrliche Aussicht in das Gosautal un den umliegenden Bergen.

Bild 3: Auf den Weg zur Ebenalm nördlich vom Vorderen Gosausee sieht man gut zu den  Donnerkögerln.

 

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Nordöstlich vom Großen Donnerkogel befindet sich ein  Felskoloss, welcher steil in nordöstliche Richtung zum Vorderen Gosausee abfällt.

Der erste Felszacken nach dem Großen Donnerkogel heißt „Zwieselturm“. Dahinter folgt der „Freyaturm“ mit einer Höhe von 1.992 m. Der Berg stürzt zwischen der Steinriese und dem Donnerkogelgraben steil in Richtung zum Vorderen Gosausee ab.
Auf diesen Felsturm führen ausnahmslos nur sehr schwierige Anstiege. Den Namen hat der „Freyaturm“ von den Erstbegehern bekommen. Möglicherweise spielt hier die sagenhafte Fruchtbarkeitsgöttin „Freya“ eine Rolle.

 


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FREYATURM – ERSTEIGUNGSGESCHICHTE

Zusammengestellt nach Originalunterlagen von Alfred Radio-Radiis

 

Am 15. Juni 1913 bestiegen Ing. Hans Reinl und die damals 32 Jahre alten Zwillingsbrüder Felix und Anton Steinmaier aus Lauffen bei Bad Ischl offiziell erstmals den Freyaturm. Dazu wählten die drei Alpinisten vom Großen Donnerkogel kommend den Weg durch einen Kamin nördlich vom Gipfel. Nach einer 10 m hohen Abseilstelle wurde dann nach Umgehung vom zackigen Gratturm auf der linken Seite der höchste Punkt erreicht.

Drei Monate später, genau am 28. September 1913 erfolge die erste Begehung der NO-Kante. Einer der besten Freikletterer aller Zeiten, der legendäre Dr. Paul Preuß stieg zusammen mit Anton Steinmaier von der „Schafstelle“, ein Band an der NO-Seite, in sehr schwierigen Gelände direkt empor und zuletzt etwas südlich vom Grat zum Gipfel. Zugleich wurde die erste Überschreitung des Großen Donnerkogel von Norden nach SW durchgeführt. Die 550 m hohe Wand gilt heue noch als sehr schwierige und extreme Kletterei.

Paul Preuß und Anton Steinmaier gerieten bei diesem Unternehmen durch zwei Abstürze des jeweils Vorauskletternden in akute Lebensgefahr. Paul Preuß wird vermutlich bei der Gipfelschau auch hinüber zum nahegelegen Mandlkogel geschaut haben. Am nächsten  Tag später durchstieg Preuss allein den Schafkogel, eine weitere Erstbegehung im Gosaukamm . Vier Tage später, am 3. Oktober 1913, ist Paul Preuß auf der Nordostkante vom Mandlkogel bei einer seiner typischen Alleingänge in den Tod gestürzt!

Die Schwierigkeit dieser Tour auf den Freyaturm hat sich sicher herumgesprochen. So dauerte es zehn Jahre, bis die dritte Begehung erfolge. Am 23. August 1923 erstiegen die damaligen Studenten Lothar Balling und Josef Heitzendorfer auf den Weg der Erstbegeher den Gipfel.

Am 18. Aug. 1925 führte ein Hans Bergthaler von der AV-Sektion Gmunden  im Alleingang die erste Begehung der etwas leichteren SO-Flanke durch.

Am 23.August 1925 gelang den damals schon berühmte Bergführer Georg (Irg) Steiner die Erstbegehung der Ostwand. „Irg“ Steiner nahm dazu eine Frau mit den Namen C. Noemi Vetter aus Wien mit. Es war zugleich die erste Damenersteigung vom Freyaturm. Die fünfstündige Tour begann und endete bei der Steinriese und Steiner verwendete erstmals Nagelschuhe.

Ein Jahr später, am 1. August 1927 absolvierte Georg Steiner die erste Begehung der NW-Wand und des oberen Grates.

Eine Woche darauf war Georg Steiner wieder am Freyaturm. Dieses Mal führte er die Damen Pepperl Aschauer und Ida Zulehner aus Gmunden durch die Ostwand. Diese Tour am 11. Aug. 1927 war zugleich die zweite Begehung der in der Morgensonne so schön beleuchteten Wand.

Der Freyaturm lässt Steiner nicht mehr los. Am 1. Juli 1928 ist er wieder im Bereich der Donnerkogelgruppe unterwegs. Mit seinem Gast Josef Zillner führt er die zweite Begehung der NW-Wand durch sowie die erste Begehung der SO-Wand mit anschließender Querung der Ostwand.

Am 22. Juli 1928 führt Steiner mit D. Hainz die dritte Begehung der NW-Wand durch.

Am 2. September 1928 bezwingen die jungen Alpinisten Hans Kaser und Franz Graf zum ersten Mal die NO-Wand.

Die nächsten Touren werden wieder unter Führung von Steiner unternommen. Am 1. Juni 1929 führt er Bruno Heß und am 5. August Erna Stolz vom Donnerkogel aus zum Gipfel.

Am 14. August 1929 sucht Steiner zusammen mit Hans Fritz Appel aus Hanau am Main einen neuen Anstieg. Der schwierige Weg durch die Wand ist heute als „Appel-Kamin“ bekannt.

Dieser Weg durch den „Appel-Kamin“ nehmen am 20. Juli 1930 als Zweitbegehung auch Max. Scholz und Willi Moosbrugger.

Die dritte Begehung des „Appel-Kamins“ wird am 31. Mai 1931 durch die Abtenauer Lehrer Hubert Rußegger und Kurt Weber durchgeführt.

Hans Bergthaler, der Erstbegeher der SO-Flanke, erreicht mit Midi Labacher den Gipfel.

Am 3. September 1932 steigt Steiner mit Dorothea Löbten aus Münster durch den „Appel-Kamin“ zu Gipfel. Am nächsten Tag sind es die Gosauer Fritz Spielbüchler, Sepp Pilz und Franz Wallner, welche  im Nebel dem Gipfel erklimmen. Am 18. September ersteigen die  Gosauer Hans Schiffbänker und Raimund Wallner den Freyaturm.

Hans Fritz Appel und Georg Steiner finden sich nochmals zusammen und durchklettern am 9. September 1932 erstmals eine sehr schwierige Kaminreihe in der NW-Wand.

Eine Woche später am 24. Sept. ist Hans Fritz Appel mit Kletterneuling Josef Herbig am Freyaturm und beide finden eine neue Wegvariante im Bereich der Scharte vor dem Gipfel.

Am 17.August 1933 führt Steiner eine Vierergruppe, bestehend aus Harald und Ilse Goedel, A. Exner und Kurt Lenhart zum Gipfel. Diese Tour wird in Gedenken an die eineiigen Zwillinge Anton und Felix Steinmaier durchgeführt. Beide stammen aus Bad Goisern und lebten dann hauptsächlich in Lauffen, welches zur Stadtgemeinde Bad Ischl gehört. Diesen hervorragenden Alpinisten gelangen zahlreiche Erstbegehungen im Dachsteingebirge und in den Dolomiten, wo sie als Heeresbergführer im Kriegseinsatz standen.

Helmut Simonlehner und Sepp Ramsauer aus Schladming begehen am 6. Sept. 1933 den Steinerweg in der Nordwand.

Am 16. Sept. 1933 erreicht der bekannte Bergsteiger Sepp Lichtenegger aus Goisern über den Nordwestgrat den Gipfel. Am folgenden Tag stehen Sepp Gapp und Franz Spielbüchler aus Gosau ebenfalls am Freyaturm. Die beiden Einheimischen besteigen auch in der Folgezeit noch mehrmals den Gipfel.

Im nachfolgenden Jahr 1934 ist Georg Steiner u.a. mit Leopold Egger und den Bad Ischlern Sepp Wimmer und Rudolf Gschwandtner am Berg.

1943 machte Steiner mit einem Feldwebel Wolfi eine weitere Erstbegehung im Bereich der Ostwand. Im gleichen Jahr führt der inzwischen 55-jährige auch den 13- jährigen Rupert Posch aus Abtenau auf den Gipfel.

Namen wie Lisl und Wick Bresnitzer aus Bad Ischl,  Lothar M. Punz aus Wien, Sefa Kießl aus Gosau und immer wieder auch Helmut Simonlehner aus Schladming findet man im Gipfelbuch.

Im Jahre 2000 wurde von der Zwieselalmhöhe über den Kleinen und Großen Donnerkogel ein Klettersteig angelegt. Die sogenannte „Dachstein Ferrata“ wurde im Auftrag der Dachsteinseilbahn AG. von den bekannten einheimischen Bergführer Helmut Putz errichtet. Als besondere Attraktion für Klettersteigliebhaber gilt die 40 m lange und freistehende "Himmelsleiter".


Bild 1: Blick vom Grossen Donnerkogel zum Zwieselturm und dahinter der Freyaturm  mit Vorderen Gosausee.

Bild 2: Vom Vorderen Gosausee aus gesehen  bilden Grosser Donnerkogel und Freyaturm eine Linie.

Bild 3: Am Übergang vom Grossen Donnerkogel zum Strickogel übersieht man den gesamten Gosaukamm.

 

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DIE GEGENWÄRTIGE SITUATION

Mittlerweile sind seit der Erstbegehung vom Freyaturm etwas über 100 Jahre vergangen. Die Zeit der klassischen Erstbegeher ist längst vorbei. Das einst abgelegene und stille Gebirgstal Gosau hat sich zu einem Ort mit Massentourismus entwickelt. Hunderttausende Besucher fahren jährlich zum Vorderen Gosausee und genießen die einmalige Spiegelung vom Dachsteingletscher im Wasser. In wenigen Minuten erreicht man per Seilbahn den herrlichen Aussichtspunkt auf der Zwieselalm. Naturliebhaber, Mountbiker, Taucher, Wanderer, Bergsteiger, Kletterer und zunehmend Klettersteiggeher kommen hier voll auf ihre Kosten. Im Winter bringen mehrere Lifte die Skifahrer und Sonnenhungrige auf die Bergeshöhen.

Aus etliche der ehemaligen armseligen Sennerhütten und Jagdstuben sind kompakte Gasthäuser und Diskotempel geworden. Im Ortszentrum sind große Hotelkomplexe entstanden und weitere werden gebaut.

Bergsteigerisch hat sich viel geändert. Die bei Nässe so schweren Bergseile aus Hanf, die klobrigen, eisenbesetzen Bergschuhe, die handgeschmiedeten Berghaken oder die selbstgemachten Ski ohne Stahlkanten kann man höchstens noch im Museum sehen. Die direkten Kletterunfälle sind Gottseidank weniger geworden. Dafür haben Rettungen und Helikopter an schönen Winterwochenenden Hochbetrieb.

Eineinhalb Gehstunden vom Vorderen Gosausee entfernt in Richtung zum Steiglpass befindet sich die ehemalige Hintere Schwarwandalm. Auf diesem wildromantischen Ort nahe vom markanten Linzer Turm steht eine kleine Kapelle. Diese wurde errichtet zum Gedenken an die 18-jährige Lotte Wasmayr , welche 1942 in der Nähe tödlich abstürzte. Viele weitere Tafeln erinnern an hoffnungsvolle Bergsteigern, welche meist in jungen Jahren im Gosaukamm ihr Leben verloren. „Viele Wege führen zu Gott, einer davon geht über die Berge.“

 

Bild 1:  Hintere Scharwandalm mit Gedächtniskapelle und im Hintergrund der Linzerturm.

Bild 2: Die Gipfel, Grate und Wände um den Donnerkogel spiegeln sich im Vorderen Gosausee.

Bild 3: Ein Skiparadies auf der Zwieselalm. Im Hintergrund sieht man  den Vorderen und Hinteren Donnerkogel.

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Am Weg vom Vorderen Gosausee zum Steiglpass kommt man bei der rund 1.600 m hoch gelegenen ehemaligen Hinteren Scharwandalm vorbei.

 

Die Alm wurde einst wegen Wassermangel aufgegeben und zusätzlich  zerstörte eine Staublawine die Hütte.

 

An diesem Platz wurde zum Gedenken an die Opfer der Berge eine Gedächtniskapelle erbaut. Die Kupfertafeln im Inneren erinnern an die Verunglückten.

 

Einmalig schön ist dieser Platz im Zentrum vom Gosaukamm mit dem Blick zum Hohen Dachstein.


Nähere Informationen siehe unter GOSAUKAMM: DIE GEDÄCHTNISKAPELLE.


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ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN

Aufgrund vom stark zurückgehenden Gletscher wird immer weniger Wasser in die Gosauseen rinnen. Es wird im Frühsommer immer länger dauern, bis des See randvoll ist. Der Wassermangel wird auch am Gosaubach deutlich spürbar werden.

Durch die Klimawandlung wird es häufiger zu Bergstürzen kommen. Erinnern möchte ich an den 22. September 1993, als eine 100 m breite Felswand von der Ostwand der Großen Bischofsmütze abbrach. Drei Wochen später erfolgte der nächste Felssturz, wobei 50.000 Kubikmeter Fels auf der Südseite und Südostgrat mit gewaltigen Staubaufwirbelung von der Südwand in das Kar donnerten. Auch die Felstrümmer, welche 2017 vom Lärchkogel unterhalb vom Freyaturm abbrachen und teilweise auf den Wanderweg stürzten, sind ein deutliches Warnzeichen.

Das schöne Spiegelbild vom Gosaugletscher im Vorderen Gosausee wird zunehmend kleiner werden.

 

Der Vordere Gosausee gehört weltweit zu den schönsten Gegenden und wird es hoffentlich so bleiben!

 


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                 Frühlingsahnen                                Eisblumen am Vorderen Gosausee                  Gosaukamm bei Nacht

 


Der Mittlere Gosausee oder die Gosaulacken. Diese Wasseransammlungen sind nur im Sommer vorhanden.


Der Hintere Gosausee. Die Alm ist in der warmen Jahreszeit bewirtschaftet und ein beliebtes Wanderziel.


KURZBIOGRAPHIEN

 

Radio-Radiis, Alfred, Ing

Ing. Alfred Radio-Radiis wurde am 26. Sept. 1875 in Florenz geboren und stammte aus einen alten Görzer Adelgeschlecht. Er war ein hervorragender Alpinist, welcher in seinem Leben 1300 Gipfel bestieg. Darunter waren 150 Erstbegehungen. Er brachte neben dem Dachsteinführer einen Skiführer über die Ostalpen, den Julischen Alpen, der Brenta (Dolomiten) und einen Eisenbahnführer heraus. Zehn Jahre lang durchstreifte er dabei das Dachsteingebirge und den angrenzenden Grimming.

Der technisch hochbegabte und erfolgreiche Industrielle und Präsident der Saurerwerke (Postbusbau) starb am 24. April 1957 in Wien.

 

REINL, Hans, Ing.

Geboren am 26. August 1880 in Böhmen, studierte er später in Leoben Berg- und Hüttenwesen. Damit kam er beruflich und privat oft mit dem Hallstätter Salzberg in Kontakt. Von Jugend auf war er ein begeisterter und exzellenter Bergsteiger und kannte viele Gebirgsgruppen. Er war befreundet bzw. stand im Kontakt mit allen führenden Kletterpersönlichkeiten in seiner Zeit. Sein mit viel Humor geschriebenes Fahrtenbuch weist über 600 Touren auf, darunter auch die Erstbegehung vom Freyaturm mit den Brüdern Steinmaier im Jahre 1913. Nebenbei war er auch Vorstand im Deutschen und Österreichischen Alpenverein Sektion Hallstatt und im Skibergseigen und Rettungswesen engagiert.

Hans Reinl war auch der Regisseur von mehreren Winnetoufilmen und starb am 3. April 1957 im 77. Lebensjahr. Einundzwanzig Tage später starb auch Alfred-Radiis.

 

STEINER, Georg

Der „Irg“, wie er von allen genannt wurde, kam am 25. Feber 1888 in Ramsau an der Südseite der Dachsteinwände zur Welt und wuchs dort auf. Der schon zu Lebzeiten legendäre, ungemein kräftige Naturbursch war Abenteuer, Alpinist, Wilderer, Erfinder, Frauenliebling und Lebenskünstler in einer Person. Als ausgezeichneter Kletterer und gefragter Bergführer und Bergretter gelang ihm 1909 mit seinem Bruder Franz die Erstbegehung der direkten Dachsteinsüdwand. Es folgten im Laufe seines Lebens noch zahlreiche Erstbegehungen im Dachsteingebiet und im Gosaukamm.

Persönlich bin ich ihm begegnet, als es mit seinen selbstgemachten Skiern mit dem obligatorischen Loch an der Spitze gerade das Dachsteinplateau  überquerte. So als wäre es ein Spaziergang, schob er sich mit einem Stock durch die Schneewüste. Sein Hemd war offen und am Bauch hatte er einen mächtigen Sonnenbrand. „Hats mich erwischt“, war sein einziger Kommentar, bevor er in der nächsten Mulde verschwand.

Um das Jahr 1970 traf ich den damals schon über Achtzigjährigen auf der Veranda im Gosauer Brigittenheim. Missmutig starrte er auf die Zacken vom Gosaukamm, welche gerade im gleißenden Sonnenlicht standen. Wie oft war der Freigeist da oben in den Wänden herumgestiegen und nun konnte er nur mehr seine Erinnerungen nachhängen!.

Irg ist am 20. Oktober 1972 in Gosau gestorben und fand seine letzte Ruhestätte in seiner Heimat im Angesicht der Dachsteinsüdwände. Literarisch ist sein Leben im dem Buch „Im Banne der Dachsteinsüdwand“ festgehalten. Der ebenfalls hervorragende Alpinist und Schriftsteller Kurt Maix hat das Leben von Georg Steiner in fesselnder Schreibweise festgehalten.

 

PREUSS, Paul, Dr.

Paul Preuß wurde am 19.8.1886 in Altaussee geboren, wuchs in Wien auf und absolvierte das Studium zum Doktor der Biologie in München. Bergsteigerisch gesehen wird er noch heute als bester Freikletterer aller Zeiten bezeichnet. Von den rund 300 Besteigungen im Alleingang waren rund 150 Erstbegehungen dabei. Seinen Namen findet man nicht nur in der engeren Heimat, sondern in den gesamten West- und Ostalpen sowie in den Dolomiten.

Paul Preuss war auch in seiner Denkweise vielen Zeitgenossen weit voraus. Persönlich hatte ich einmal die Gelegenheit, in seinem Zimmer in Altaussee eine kleine Reparatur durchzuführen. In seiner bescheiden eingerichteten Wohnung standen geordnet viele Bücher und die alpine Ausrüstung lag wohlgeordnet daneben. Auch ein Hanfseil, welches er selten verwendete. Das Zimmer machte den Eindruck, als wäre er gerade schnell ausgegangen, um etwas zu besorgen. Er kam nie mehr zurück, denn fünf Tage nach der Erstbesteigung der extrem schwierigen Nordkante am Freyaturm stürzte er in den Tod. Dieses Unglück geschah am 3.Oktober 1913 im oberen Abschnitt der Mandlkogel-Nordkante. Seine Leiche wurde erst elf Tage später gefunden.

Heute erinnern Schutzhütten, Gipfel, Routenbezeichnungen und eine Straße an diesem ungewöhnlichen Menschen, welcher nur 27 Jahre alt wurde. Zu seinem 100. Todestag fand eine würdige Feier in der Gosau statt, wobei einige Personen von der Gosauer Bergrettung in der Nacht in die Wand stiegen und die Absturzkante mit rotem Licht beleuchteten. 

 

LICHTENEGGER, Sepp

Der spätere Volksschullehrer („Da Hausa Lehra“) kam am 24. August 1909 in Bad Goisern im Salzkammergut zur Welt. Schon als Jugendlicher machte er mit seinen Begabungen im Klettern, aber auch als Zeichner und Dichter auf sich aufmerksam. Zu seinen alpinistischen Großdaten gehört 1932 die Erstbegehung der berühmten Däumling-Ostkante mit Lois Macherhammer. Im Alter von nur 26 Jahren stürzte Sepp Lichtenegger am 31.Juli 1935 am Zmuttgrad vom Matterhorn in den Tod.

Zu seinen Ehren gibt es heute im Gosaukamm und am Predigtstuhl zwei Kletterrouten, welche seinen Namen tragen.  Kefer Willi schrieb über sein Leben das 112-seitige Buch „Sepp Lichtenegger, ein Bergsteiger.“

 

FELIX UND ANTON STEINMAIER

 

Die Zwillingsbrüder kamen 1881 in Goisern zur Welt und absolvierten schon in der Jugend zahlreiche gemeinsame Bergtouren. Ihr Lieblingsobjekt waren vor allem die Wände und Gipfel im Gosaukamm. Auf das oftmals gemeinsame Konto stehen eine ganze Reihe von Erstbesteigungen. Im Laufe der Zeit bauten sie in ihren Wohnhäusl bei Lauffen das Dachsteingebirge samt Gletscher und Schutzhütten in einer Miniausgabe formgetreu nach. Im Jahre 2020 wurde es von den jetzigen Hausbesitzern abgebaut und in die Nachbarortschaft Pernegg verlegt. Die beiden Heeresbergführer starben in relativ jungen Jahren. Felix im Jahre 1924 im 43. Lebensjahr an Herzbeutelentzündung. Der Oberbergmeister Anton starb vier Jahre später an einer Lungenentzündung.

Im katholischen Friedhof von Bad Goisern befinden sich am Grabstein ein Bild und eine Inschrift. Im Dachsteingebirge erinnern die Steinmaierscharte an die beiden exzellenten Kletterer.

 

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