Dieser Gebirgszug mit seinen vielen Gipfel, Zacken und Graten beherrscht das Hintergrundbild von Gosau. Dieser eindrucksvolle Felsenkamm befindet sich westlich vom zentralen Dachsteingebirge und erstreckt sich in Nordwest-Südost-Richtung.
Der Gosaukamm ist und war ein Eldorado für Bergsteiger und extreme Kletterer.
Die Größe Bischofsmütze als höchster Gipfel hat eine Höhe von 2.458 m. Bekannt und beliebt für Wanderer und Skifahrer ist vor allem das Gebiet um die Zwieselalm. Das Almgebiet ist mit einer Seilbahn bequem erreichbar. Leider gab es im Gosaukamm im Laufe der Zeit auch etliche Unglücke und davon viele mit Todesfolge.

Sehr oft waren es Kletterer in den jungen Jahren, die ihr Leben verloren. Die Ursachen sind mannigfaltig. Ausbrechen von Felsgriffen oder Befestigungshaken, aber auch Wetterstürze, Erschöpfung und Stein- und Schneelawinen.
Heute sind die reinen Kletterunfälle dank moderner Kletterhilfen weniger geworden. Dafür drohen jetzt andere Gefahren wie Bergstürze infolge Klimawandel und leider oft auch Selbstüberschätzung speziell von Bergsteigern aus unseren östlichen Nachbarländern.
Auf der ehemaligen Hinteren Scharwandalm in 1.568 m Meereshöhe wurde auf Initiative von Frau Wasmayer im Jahre 1964 eine kleine Kapelle gebaut. Diese aus Steinen und Holz errichtete Gedächtnisstätte soll an ihre im Jahre 1942 auf der Däumling-Ostkante abgestürzte Tochter Lotte erinnern. Die Achtzehnjährige stürzte beim Abseilen wegen einem ausgebrochenen Haken in den Tod.
Mittlerweile wurde die Kapelle renoviert und an den Seitenwänden mehrere Kupfertafeln montiert, welche die Namen von 55 tödlich verunglücken Alpinisten im Gosaukamm und das Unglücksjahr enthalten. Auch den Namen von Paul Preuss, einer der besten Freikletterer aller Zeiten, findet man hier.
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Auf diesen ungemein stimmungsvollen Platz steht die Gedächtniskapelle. Im Hintergrund sieht man die Anhöhen rund um den Schwarzkogel. Dazwischen befindet sich der nicht sichtbare Vordere Gosausee.
Am rechen Bildrand erkennt man die westlichen Ausläufer vom Dachsteingebirge. Die Kapelle ist vom Vorderen Gosausee in etwa 2.5 Stunden Gehzeit erreichbar.
Von der ehemaligen Almhütte (Bildmitte, rechts) sind nur mehr Ruinen erhalten. Unterhalb der Kapelle verläuft der bekannte und häufig begangene Steiglweg, welcher Gosau mit Filzmoos (Bundesland Salzburg) bzw. der Hofbürglhütte, Körnerhütte, Zwieselalm und dem zentralen Dachsteingebirge verbindet.
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Bild 1: Hinter der Kapelle sieht man den Linzerturm und im Vordergrund die Reste der Hinteren Scharwandalmhütte.
Bild 2: Die Kapelle wurde 1964 erbaut und später renoviert. Insgesamt 55 verunglückte Alpinisten sind vermerkt.
Bild 3: Die junge Lotte Wasmayer und viele andere Gleichgesinnte verloren im Gosaukamm ihr Leben.
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In der Gedächtniskapelle sind nachfolgende Personen mit Todesjahr, Vor- und Nachnamen, Wohnort und Absturzstelle angeführt. In Klammern steht das jeweilige Alter der Verunglückten.
1913 |
Otto Kralik (22) |
Teschen-Schlesien |
Große Bischofsmütze-Nordwand |
1913 |
Dr. Paul Preuss (27) |
Wien bzw. Altaussee |
Mandlkogel- Nordkante |
1919 |
Kurt Schmid (17) |
Linz OÖ |
Große Bischofsmütze Südschlucht |
1924 |
Rudolf Kadletz (22) |
Mundesheim |
Kamplbrunnspitze |
1928 |
Dr. Wilh. Johannes 38) |
Bamberg |
Große Bischofsmütze |
1937 |
Günter Hein (19) |
Linz OÖ. |
Mandlkogel Verschneidung |
1937 |
Kurt Gruber (19) |
Linz OÖ. |
Mandlkogel Verschneidung |
1938 |
Josef Schörghofer (28) |
Filzmoos |
Türwand |
1939 |
Gerda Striibig (29) |
Berlin |
Löckkogel |
1939 |
Johann Hammer (25) |
Bischofshofen |
Große Bischofsmütze |
1939 |
Theodor Fischer (17) |
Gmunden |
Große Bischofsmütze Südwand |
1942 |
Franz Vockenhuber (21) |
Gmunden |
Mandlkogel-Nordkante |
1942 |
Lotte Wasmayer (18) |
Linz |
Däumlingkante |
1942 |
F. Schmuckermayer (18) |
Stadl Paura |
Däumlingkante |
1942 |
Wilhelm Köstler (18) |
Stadlpaura |
Däumlingkante |
1944 |
Ludmilla Pichler (42) |
Wien |
Großwand |
1945 |
Heimo Lang (27) |
Salzburg |
Große Bischofsmütze
|
1945 |
Paul Nassan (18) |
Wien |
Däumlingkante
|
1945 |
Ernst Flamm (18) |
Wien |
Däumlingkante
|
1949 |
Johann Stadler (27) |
Eisenerz |
Däumlingkante
|
1949 |
Johann Simonlehner (37) |
Ramsau / Stmk. |
Vordere Kopfwand Nordwestkante |
1949 |
Josef Royer (32) |
Ramsau / Stmk. |
Vordere Kopfwand Nordwestkante |
1955 |
Eckard Rabeder (21) |
Linz |
Teufelszahn |
1960 |
Johann Ortner (29) |
Mürzzuschlag |
Kleine Bischofsmütze |
1960 |
Fritz Lederer (36) |
München |
Kleine Bischofsmütze |
1960 |
Hans Süring (39) |
München |
Kleine Bischofsmütze |
1961 |
Lutz Pressl (18) |
Linz OÖ. |
Fingerkante
|
1961 |
Dr, Alois Lackner (53) |
St. Peter i.d.Au |
Große Bischofsmütze |
1961 |
Alfred Turner (24) |
Hartkirchen OÖ. |
Große Bischofsmütze |
1961 |
Marianne Spielbüchler (21) |
Gosau |
Strichkogel
|
1963 |
Manfred Eichbauer (22) |
Freistadt |
Große Bischofsnütze |
1964 |
Ludwig Feichtinger (29) |
Regau |
Grosswand Nordpfeiler |
1965 |
Peter W. P. Mittag (23) |
Berlin |
Sulzkarwand |
1965 |
Peter Pölzl (22) |
Salzburg |
Große Bischofsmütze |
1965 |
Herm. Schachermaier (23) |
Ampflwang |
Angerstein-Westkante |
1965 |
Georg Kreuzberger (40) |
Bischofshofen |
Angerstein-Nordkante |
1966 |
Kurt Quehenberger (21) |
Annaberg |
Große Bischofsmütze SW-Kante |
1966 |
Roland Gruber (21) |
Salzburg |
Große Bischofsmütze SW-Kante |
1966 |
Johann Diewald (41) |
Frankenburg |
Wasserkarkogel NO-Flanke |
1969 |
Josef Rudinger (28) |
Linz OÖ. |
Große Bischofsmütze
|
1969 |
Klaus Mitterlehner (21) |
Scharnstein |
Große Bischofsmütze Nordwand |
1969 |
Arnold Klein (22) |
Villach |
Nördl. Mandlkogel Nordverschneidung |
1970 |
Helmuth Ammering (18) |
Ried i. Innkreis |
Mosermandl-Ostwand |
1970 |
Peter Gabi (28) |
Neckarshausen |
Däumling
|
1973 |
Rudolf Gschwandtner (35) |
Bad Ischl |
Große Bischofsmütze |
1974 |
Erika Baumgartner (31) |
Linz OÖ. |
Große Bischofsmütze Südwand |
1974 |
Josef Obermann (33) |
Wien |
Große Bischofsmütze Südwand |
1974 |
Alois Ennemoser (19) |
Werfen |
Große Bischofsmütze Südwand |
1975 |
Fritz Ranninger (29) |
St.Peter/Freienstein |
Gamsriese |
1975 |
Alfred Hillinger (29) |
Sierning |
Großer Donnerkogel Südostwand |
1977 |
Johann Bauer (26) |
Wollesdorf |
Große Bischofsmütze |
1978 |
Anton Leeb (43) |
Salzburg |
Angerstein Riesenkamin |
1980 |
Ludwig Geierlehner (22) |
Altaussee |
Kleine Bischofsmütze |
1981 |
Peter Kraxner (35) |
Radstadt |
Große Bischofsmütze |
1982 |
Karl Reiser (69) |
Wien |
Große Bischofsmütze |
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Nachfolgende tödlich verunglückte Personen im Gosaukamm scheinen (noch) nicht in der Gedächtniskapelle auf:
2001: Ein 60-jähriger Deutsche aus Deggendorf. Absturz am Steinriesenkogel.
2006: Herbert Oberauer wird in der Nähe der Kl. Bischofsmütze von einer Staublawine erfasst.
2011: Ein 48-jähriger Tourengeher verunglückt im Bereich vom Gosaukamm.
2012: Eine 47-jährige Frau stürzt am Weg zum Angerstein in den Tod.
2016: Am Geisterkogel (Ostkante) verunglückt ein 70-jähriger tödlich.
2017: Am Austriaweg in Richtung Gosaukamm verliert ein 65-jähriger Alpinist sein Leben.
2018: Petra Eisenknapp (35) verunglückt tödlich bei einer Skitour im Bereich der Großwand.
2018: Ein 76-jähriger stirbt nach Absturz am "Laserer Alpin Klettersteig".
2019: Laurenz Steiner aus Radstadt (20) verunglückt auf der Großen Bischoffsmütze.
2020: Ein 47-jähriger verunglückt am 29.2. tödlich bei der Skiabfahrt von der Wasserkarrinne.
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Hinweis: Siehe auch in youtube das Video "DIE GOSAUSEEN IM SALZKAMMERGUT".
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