DIE BAIERN- UND FRANZOSENSCHANZEN IM SALZKAMMERGUT

ALLGEMEINES

Im Salzkammergut wurden zwischen den Jahren 1741 und 1813 mehrere Erdschanzen für die militärische Verteidigung gebaut. Diese Wehranlagen dienten zur Verteidigung gegen die Baiern in der Regierungszeit von Maria Theresia und später gegen den dreimaligen Einfall der Franzosen. 

Nachfolgende Dokumentation versucht ein wenig Licht in die gar nicht so weit zurückliegende Vergangenheit zu bringen.

 

Bild  1: Napoleons Soldaten mit den auffälligen Uniformen gehörten längere Zeit zum gewohnten Erscheinungsbild.

Bild 2: Diese Tafel mit französischen Soldaten befindet sich im Aussenbereich des Schützenheimes in Lauffen.


Größere Reste dieser Schanzen befinden sich auf der oberösterreichischen und steirischen Seite vom Pötschenpass. Die ehemals große Anlage bei Bad Ischl fiel einen Steinbruch zum Opfer, eine weitere Wallanlage bei der Ortschaft Kreutern (Pfandl) wurde aufgeschüttet. An die Franzosenschanze zwischen Strobl und St. Gilgen (Wolfgangsee) erinnern heute noch eine Flurbezeichnung und eine Gedenkkapelle. Die Befestigungsanlagen im Raum Gmunden wurden  eingeebnet. Vermutlich ist es nur bei der Engstelle am Wolfgangsee und am Beginn des Pötschenpasses zu kleineren Kampfhandlungen gekommen.

 


 

Der Einfall der Baiern

1741/42 wurden vermutlich  im Salzkammergut die ersten Verteidigungsschanzen  erbaut. Der Grund war, dass der bairische Kurfürst Karl Albrecht Erbansprüche auf österreichische Gebiete stellte, nachdem kurz zuvor Karl VI., der Vater von der nachfolgenden Regentin Maria Theresia,  verstorben war. Die Bedrohung erfolgte durch bairische Soldaten, welche mit Frankreich verbündet waren. (Spanischer Erbfolgekrieg).

Diese Eindringlinge in das  Salzkammergut, rund 1000 bairische und französische Soldaten,  setzten sich knapp vor dem Jahresende 1742 und Anfang 1743 auch in Goisern, Ortschaft St. Agatha fest. Die Besatzer wurden von der Österreichischen Armee, welche von Aussee her über den Leisling kamen, bekämpft. Bei den Gemetzel gab es einen Toten, die rund 300 Baiern  wurden von den hauptsächlich kroatischen Soldaten gefangen genommen und nach Graz gebracht.

Aufgrund dieser Gefahrenlage wurden kurz vorher auf der oberösterreichischen Seite am Pötschenpass, in Bad Ischl und angeblich auch am Koppen (Passhöhe?) eine Schanze aus Erdreich errichtet und teilweise mit Kanonen (Batterien) versehen. 

 

Der Einfall der Franzosen

1800 marschierten französische Soldaten in Gmunden ein. An die 2000 Soldaten blieben vom Dezember bis zum Frühjahr des nächsten Jahres in der Region stationiert

Zu dieser Zeit waren die Bayern mit den Franzosen verbündet. Militärisch und wirtschaftlich gesehen war es eine ungeheure Belastung für die Bevölkerung. Als die Franzosen endlich wieder abzogen, kam es im Gmundner Raum fast zu freundschaftlichen Abzugsszenarien.

1805 kam es mit dem 3. Koalationskrieg zur nächsten Auseinandersetzung.. Ein Jahr zuvor hatte sich Napoleon selbst zum Kaiser gekrönt. Kaiser Franz I. regierte in den habsburgerischen Ländern. Die Schlacht bei Austerlitz ging für die Österreicher verloren. Ganz Oberösterreich war auch Anfang 1806 von den Franzosen besetzt. Vor allen die die Folgen von der Besetzung waren in wirtschaftlicher Hinsicht katastrophal, weil man für die vielen Soldaten das Quartier und den Proviant bereitstellen musste. 

1809 marschierten wiederum Napoleons Krieger in Gmunden und Altmünster ein. Infolge der unsicheren politischen Lage wurde ein Jahr zuvor  das österr. Heer modernisiert und die Landwehr geschaffen. Im Herbst bzw. Winter 1808 und im anschließenden Frühjahr wurde mit großen Aufwand die Schanze südöstlich von  St. Gilgen erbaut. Kurz darauf kam es zu wechselhaften Besetzung der Wehranlage und kleineren Kampfhandlungen. Im Frieden von Schönbrunn mussten in OÖ. das gesamte Innviertel und Teile des Hausrucksviertel an die Bayern – noch immer Verbündete der Franzosen – vorübergehend abgegeben werden. Zu dieser Zeit kam es bei den Berg- und Salinenarbeitern zu Streiks und Hungersnöten.

1813  war Baiern trotz der Niederlage von Napoleon in Russland noch immer Verbündeter der Franzosen. Man befürchtete einen neuen Einfall in Österreich. Deshalb wurden in verschiedenen Orten neue Befestigungsanlagen erbaut bzw. bereits bestehende Schanzen aktiviert. Bis zu 2000 Arbeiter (Schanzer, Zimmerleute, Maurer) und später auch Soldaten wurden für den Schanzenbau ab dem Spätsommer eingesetzt.

Eine relativ große Viereckschanze wurde  unter extremen Witterungsbedingungen auch auf der steirischen Seite des Pötschenpasses bzw. oberhalb der Ortschaft Lupitsch errichtet. Eine weitere Schanze befand sich der Ortschaft Kreutern (Pfandl) westlich von  Bad Ischl. Die bereits vorhandene Schanze bei St. Gilgen wurde aktiviert. Ob die mittlerweile weitgehend zerstörte Franzosenschanze  in Bad Ischl, Ortschaft Steinbruch wieder benutzt wurde, ist nicht bekannt.

Alle Wehranlagen im inneren Salzkammergut haben als Gemeinsamkeit, das dieselben in westlicher Richtung ausgerichtet sind. Der Einfall des Feindes wurde daher immer aus dem bayerischen Gebiet angenommen.

Auch in Gmunden wurden links und rechts der Traun in großer Eile etliche Schanzbauten errichtet. So gab es Verteidigungsanlagen u. a. auf der „Feichtledt“, am „Tastelberg“, auf der Höhe von „Traunleithen“, der „Tuschleithen“ und „Wunderbergstraße“, am „Kalvarienberg“, und am „Hochkogel“.

 

Zusammenfassung

Zusammenfassend gesehen ist es im Salzkammergut in der Franzosenzeit nicht zu so großen Verwüstungen und Kampfhandlungen gekommen wie beispielweise im Innviertel oder bei der fürchterlichen Schlacht bei Ebelsberg in der Nähe von Linz. Zeitgenossen berichten aber von so manchen Übergriffen und Schikanen von zügellosen Soldaten. Generell hatte das Salzkammergut militärisch für die Franzosen in erster Linie nur Bedeutung als Durchzugsgebiet.

Dafür war die wirtschaftliche Lage in diesen Jahren geradezu katastrophal. Durch die Ausbeutung der Besatzer und Missernten wurden besonders die Menschen im inneren Salzkammergut betroffen.

Die Literatur über die Schanzen im Salzkammergut ist nicht sehr aussagekräftig und teilweise sogar widersprüchlich. Es wird weitere Forschungen benötigen, um eine genauere Details zu eruieren. Generell ist es auffällig, dass wir über die späte Römerzeit vor rund 1700 Jahren mehr wissen, als über das erst zehn Generationen zurückliegende Ereignis der Franzoseneinfälle.

Die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober  beendete endgültig die Ära Napoleons. Die meisten Schanzanlagen verfielen,  wurden teilweise abgebbaut und von der Natur wieder einvernommen. Die vorhandenen Reste im inneren Salzkammergut sollten eigentlich gesetzlich geschützt werden.


Der Pötschenpass

Der Pötschenpass war schon in der Vergangenheit ein wichtiger alpiner Übergang vom heutigen oberösterreichischen Salzkammergut in das Ausseerland und umgekehrt. Ob bereits die Römer den Übergang bei der heutigen Passhöhe in 993 m Höhe  benützten, möchte ich bezweifeln. Der angebliche Römerstein am Scheitelpunkt ist nicht bewiesen, wird aber bei den meisten Autoren angeführt.

Die Römer bevorzugten zwischen den 2. und 5. Jahrhundert n. Chr. den Weg durch den Leisling bzw. entlang vom Leislingbach. Auf der Südseite vom Sandling führte eine sehr fundreiche Trasse durch den Leisling von Altaussee nach Goisern. Beim sogenannten Michlhallberg im Bereich der Landesgrenze OÖ. / Stmk. befand sich höchstwahrscheinlich eine römische Saline bzw. Bergwerk. Ein weiterer urnenfeldzeitlicher und römerzeitlicher Weg führte vom Ausseerland durch die Koppenwildnis nach Hallstatt.

Der mittelalterliche Saumweg über den Pötschen wurde nachweislich um 1350 herum benutzt. Der Weg begann in Westen in der Ortschaft St. Agatha und führte ziemlich steil über die Ortschaft Sarstein und Pötschen bis knapp auf die heutige Passhöhe. Dort trifft der Altweg mit der heutigen neuen Pötschenstrasse (Salzkammergutstraße) zusammen.

Mehr an Wichtigkeit erreichte der Pass im Mittelalter. Das Eisen aus dem steirischen Erzberg war wirtschaftlich hochbedeutsam. So bestand bereits 1450 ein Eisenlager im Ausseerland und auch in Lauffen. Später in der beginnenden Neuzeit wurden neben dem Eisen zunehmend Lebensmittel wie Honig und getrocknete Zwetschgen, aber auch Holzwaren, Schleifsteine und Textilien transportiert. Nachdem die Passhöhe lange Zeit auch die Grenze zwischen Niederösterreich und Innerösterreich bildete, wurde ab 1656 auch eine Maut eingeführt. Diese Gebühr diente auch zur notwendigen Erweiterung des Saumweges zu einer um 1780 erweiterten Fahrstraße. Ab etwa 1860 erlangte der Pötschen große Bedeutung für die Fleischversorgung. Bis zu 1000 Ochsen jährlich, welche vor allem aus Ungarn und der Steiermark stammten, wurden über den Pass getrieben. Erst als 1877 die Eisenbahnlinie durch das Koppental eröffnet wurde, sank die wirtschaftliche Bedeutung des Überganges.

In den Jahren 1955 bis 1959 wurde die neue, 18 km lange Salzkammergutstrasse B145 erbaut, welche mit max. 9 Prozent Steigung das Gebirge überwindet. 

Auf der Pötschenhöhe steht heute anstelle einer Bretterhütte bzw. einer Schmiede ein Wirtshaus, ein Wohnhaus und ein Gebäude der Straßenverwaltung. Etwas nördlich davon wurde auf einer Kuppe eine Senderstation erbaut. Am auffälligsten ist im Zentrum des Parkplatzes eine kleine Kapelle, welche um 1785 erbaut wurde. 

 

Bild  1: Die Passhöhe über den Pötschen (B145) ist zugleich die Landesgrenze von Oberösterreich zur Steiermark.

Bild 2: Die Ortschaft Pötschen (Gemeinde Bad Goisern). Im Hintergrund der 1975 m hohe Sarstein.

Bild 3: Nördlich von der Passhöhe am Pötschenpass erstreckt sich ein ausgedehntes Latschenfeld.

 

Nördlich der Passhöhe und etwas tiefer gelegen führt eine Hochspannungsleitung von Bad Goisern nach Bad Aussee. Wieder nördlich davon befindet sich eine mit dichten Latschenbewuchs überzogene Hochebene. Eine Zeit lang gab es im diesen Bereich auch eine Torfstecherei.

 


Die Baiernschanze am Pötschen

Allgemeines: Diese Wehranlage wurde höchstwahrscheinlich in den Jahren 1741 oder 1742 errichtet.

Die sogenannte Baiernschanze oder auch als Königsschanze bezeichnete Verteidigungsanlage wurde sicher noch vor den Franzoseneinfällen erbaut. Diese Schanze ist bereits in einer Karte von 1778 als „Baiernschanze“ eingezeichnet. Es ist aber möglich, das die Anlage auch noch zur Abwehr der Franzosen verwendet wurde.

Dazu steht im „Der Führer nach und um Bad Ischl“ (Wien, 1849): “Kroaten und Panduren reinigten das Salzkammergut von den Baiern, welche schon bis gegen den Pötschen vorgerückt waren, wo man Verschanzungen erbaut, ihr Vordringen gegen Aussee zu hindern. Noch sind die Reste dieser Verschanzungen  sichtbar.“

 

Bild  1: In einer alten Karte ist die Baiernschanze bereits eingezeichnet.

Bild 2: In der DORIS - Map kann man unter "Schraffierung" den Verlauf beider Schanzenteile erkennen.

 

In der sogenannten „Engleitner Chronik“, der Hallstätter Salinenarbeiter und Chronist lebte von 1754 bis 1827, schreibt in seinen Tagebuch (Originaltext):

In diesen 1742 Jahr nun haben die Oesterreich Kaiserlichen Verschanzungen und Batrien errichtet auf der Bötschen Höhe, und in Koppen, weilen die Bairisch Kaiserliche das Land ob der Ens Feindlich überzogen, und auch in diesen Jahr das Salzkamergut wegnahmen, haben sie sich gleichfals auf der Bötschen, und im Koppen Verschanzet. Noch im nemlichen Jahr aber am St. Stephanstag früh um 5 Uhr wurden sie von denen Oesterreich Kaiserlichen überfahlen, Dann sie, die Oesterreichischen sind von Aussee durch den Leisling in Lasern und Goisern eingefahlen, die gantze Bayrisch Kaiserlich Pagache so bey Michl Gatterer weggenohmen, da viel Bayrische Kaiserliche Soldaten die Flucht genohmen, sogar etliche Innwohner des Dorf flohen in Berg, Muth, Joch und Himmelberg. Die Oesterreich Kaiserlichen Soldaten und Krabaten Matschirten nach Agata. Im Würtshaus daselbst war der Bayrische Hauptmann Reindl, von der Schmidten Schossen die Oesterreicher in das oberzimmer des Würtshaus, da sich die Bayrischen mit ihren Hauptmann tapfer wehrten, Das die Kugeln der Oesterreicher in den Trambaum noch zu sehen, 1 Mann war von Bayrischen Hauptmann denen Oesterreichern erschossen. Dergleichen Unruhe dauerte bis 4.Januarj, da sich die Bayrisch Kaiserlichen ergeben musten, viele aber die Flucht nahmen, die Oesterreich Kaiserlichen nahmen aber 300 Mann von denen Bayern gefangen, Liefern dieselbe nach Gratz, sohin wurde das Kamergut wieder geraumet, auch alle den Bayern inhabende Sachen weggenohmen, Den von Hauptmann Reindl erschossenen Mann, haben die Krabaten mit sich über die Bötschen geführt.

Laimer schreibt um 1950 herum in der Ortschronik von Goisern: „Diese Schanzen wurden unter militärische Leitung unter Beiziehung vieler Arbeitskräfte bei sehr schlechten Wetter zur Durchführung gebracht.“ Es ist nicht eindeutig bestimmbar, welche Schanzen damit gemeint sind.

Lage und Zugang: Die Reste der Schanze befinden sich in etwa halber Höhe in 805 bis 812 m Seehöhe zwischen Bad Goisern, Ortschaft St. Agatha und der Passhöhe. Etwas oberhalb der Ausfahrt zur Ortschaft Pötschen kreuzt die Salzkammergutstrasse B145 im 812 m MH die alte Pötschenstrasse. Rund 20 m bevor die alte Pötschenstrasse (Fahrverbot) auf der linken Seite die B145 erreicht,  befinden sich der untere Teil der ehemaligen Schanzanlage. Der obere Teil des Walles erstreckt sich nur wenige Meter gegenüber im ansteigenden Wald neben der B145. Die Schanzen sind wegen der umgebenden Vegetation erst direkt vor Ort sichtbar. Beschränkte Parkmöglichkeiten befinden sich im Nahbereich.

Die Baiernschanze besteht heute aus zwei Teilen, welche ursprünglich höchstwahrscheinlich zusammen hingen. Der durchschnittlich 5 m hohe und oben etwa 1 m breite hohe Wall besteht aus Erde und Schotter. Die Schanze ist von der Straße her infolge dichtem Gestrüpp schwer zugänglich. Unterhalb der Wehranlage existiert heute eine weitere Straßenkreuzung, wo im flachen Waldstück die alte Pötschenstraße und zwei Forstwege zusammen treffen.

 

 

Bild  1: Der Beginn der unteren Baiernschanze. Nach 40 m Länge endet dieser Teil bei der alten Pötschenstrasse.

Bild 2: Der 26 m lange obere Schanzenabschnitt ist gut im Gelände sichtbar und besteht aus Erde und Steine.

Bild 3: Unterhalb der oberen Schanze verläuft die B145. Die Gesamtlänge der Anlage betrug  vermutlich 112 m.

 

Beschreibung: Ein Teil der zweigeteilten Schanze befindet sich unterhalb der beiden erwähnten Straßen. Die Wehranlage erstreckt sich anfangs leicht ansteigend in einer Länge von 21.3 m Länge in NW-Richtung. Es folgt ein fast rechtwinkeliger, ebener  Knick in NO-Richtung von 14.8 m Länge. Auf der kleinen viereckigen Erweiterung am Ende des Damm stand vielleicht eine Batteriestellung.  Die untere Schanzenteil ist damit insgesamt 39.9 m lang.

Die Schanzenanlage ist dann durch die beiden Straßen auf eine Länge von 45 m unterbrochen. Der südliche Teil der Schanze beginnt knapp oberhalb der B145 und setzt sich wie der untere Teil mit einen kleinen Knick in NO-Richtung leicht aufwärtsführend fort. Die Länge dieses Schanzenteiles beträgt 26.2 m.

Somit beträgt die Gesamtlänge der jetzt noch vorhandenen Schanze 66.1 m. Zählt man die Unterbrechung dazu, so war die  Baiernschanze ursprünglich ca. 112 m. Es handelt sich vom Typus her um eine sogenannte Sternschanze. Die Winkelung war ideal für die Aufstellung von Geschützen (Batterien).

Die alte Pötschenstraße als damaliger Saumweg führte vermutlich mitten durch die Wehranlage. Der Feind war somit in „Büchsenschussweite“ entfernt.

 

Plan: Walter Greger

 

Oberhalb bzw. südlich der Schanze in Richtung Hoher Sarstein wird ein steiler Graben noch heute als „Schanzgraben“ verzeichnet. Die Kote wird in der Karte mit 1062 m angegeben.

Die Bodenuntersuchung erbrachte einige eiserne Werkzeugfragmente und Nägel zutage. Eine eindeutige Zuordnung der Funde zum Schanzenbau ist nicht möglich.

 


Die Franzosenschanze am Pötschen

Allgemeines: Es handelt sich um eine typische Viereckschanze mit einer fast ebenen Fläche von rund 900 Quadratmetern. Diese befindet sich auf einen strategisch günstigen Hügel oberhalb der heutigen Bundesstraße B145 bzw. der ehemaligen alten Pötschenstraße. Der Wall ist noch deutlich zu sehen.

Alten Berichten zufolge wurden im Jahre 1813 an die 280 Mann zum Schanzenbau auf die Pötschenhöhe beordert. Angeblich wurde die Anlage bei äußerst widrigen Wetterbedingungen errichtet,

In Wikipedia steht: „ Im Jahre 1813 befestigte man den Pötschenpaß abermals, dieses Mal mit mehreren Geschützstellungen, einem Pulvermagazin und zwei Kavernen. Die erwarteten Kämpfe um den Pass blieben aus, da Napoleons Truppen im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig entscheidend geschlagen wurden.“

Auszug aus der „Engleitner-Chronik“.

Den 15 December 1800, haben die Franzosen Salzburg würklich erobert. Den 17 sind einige in Ischl eingeruket, und andere von andern Gegenden auf Gmunden und in das Oberoesterreich eingebrochen. Den 16 December ist in Salzkamergut denen Beamten, Maistern, und Arbeitern die Löhnung für das kinftige ¼ Jahr ausbezahlt worden.

1801 Am Neu Jahrstag, ist der Waffen stillstand, aus Befehl des Französischen Obristen in Gmunden, im Salzkamergut Bublizirt worden. Den 9.Februarj ward zu Lineville der Frieden zwischen Oesterreich und Frankreich geschlossen worden. Haalstatt, Obertraun und Gosa sind von den Franzosen befreyt geblieben, dann ihr Marschruthe langte nicht weiter als an das Trauneck.

 

Auf der Josephinischen Karte (1775 - 1777) ist links neben der Beschriftung "Königl. alte Schantz" eine Viereck eingezeichnet. Die unterhalb eingezeichneten Linien könnten Teile einer Begrenzungsmauer sein.

Tatsächlich sind heute Mauerreste unterhalb der Viereckschanze vorhanden.

Sollte auf dieser alten Karte das Viereck die Schanze darstellen, wo würde dieses bedeuten, dass diese Anlage noch vor den Franzoseneinfall errichtet wurde.

Es wäre dann eine Schanze, welche ebenfalls um 1741/42 gebaut wurde.


Lage und Zugang: Diese Wehranlage befindet sich auf der Ostseite vom Pötschenpass im Gemeindegebiet von Altaussee, Ortschaft Lupitsch. Die Schanze liegt nur wenige Meter nordwestlich von der Bundesstraße 145 entfernt auf einer bewaldeten Kuppe und ist nur direkt dort sichtbar.

Von der Pötschenhöhe abwärts fahrend in Richtung Steiermark erreicht man nach mehreren Kurven linksseitig eine Wegabzweigung.. Direkt daneben befindet sich eine Bushaltestelle mit der Aufschrift „Steinegger“.  Nach einen kurzen Wiesenstück abwärts auf der gleichen Seite sieht man die bewaldete Geländeerhöhung. Schon am Beginn des Waldes erkennt man aufgeschichtete Steine, welche mauerartig südostseitig bis zur Schanze führen.

Links im Hintergrund ist  der Loser (Totes Gebirge) sichtbar.

 

 

 

Die Franzosenschanze auf der Ostseite vom Pötschenpass (Gemeinde Altaussee) ist noch in einen guten Zustand.

 

 

Beschreibung: Es handelt sich bei dieser ehemaligen, gut erhaltenen Wehranlage in 927 m Meereshöhe um eine fast quadratische Schanze mit einen Umfang von 112 m.  Der Erdwall ist an der Basis durchschnittlich  2 bis 4 m  und an der fast ebenen Krone um die 1.5 m breit. Die Aufschüttungshöhe beträgt innen durchschnittlich 1 m und außerhalb 3 - 5 m.

Der nordseitige Wall ist 26.8 m lang und fällt auf der Außenseite bis zu 5.5 m steil in einen Graben ab. Parallel dazu existiert ein weiterer, niederer Wall mit einer durchschnittlichen Höhe von 1.5 m.

Der westseitige Wall ist 30.5 m lang. An beiden Enden ist im Innenbereich eine Aufschüttung sichtbar. Vielleicht wurden hier die Kanonen positioniert.

Auf der südlichen Seite existiert knapp unterhalb des 33.4  m langen Walles eine künstliche Mauer mit losen Steinen und starken Moosbewuchs. Diese Steinmauer verläuft von Ost nach West leicht abfallend bis knapp vor der B145.

Auf der Ostseite ist der 21.7 lange Wall auf 4 m Länge unterbrochen. Hier befand sich ursprünglich der Zugang in den Innenbereich.

Die gesamte Schanzenanlage umfasst eine Fläche von rund  900  Quadratmeter.  Innerhalb der Schanze wachsen auf den fast ebenen Boden zu 80 % Fichten. Der Rest sind Buchen. Rund um die Wehranlage existiert ein lockerer Mischwald.

 

Bild  1: Der südseitige Schanzenteil mit dem Graben verläuft etwa parallel mit der tiefer liegenden B145.

Bild 2: Der nördliche Wallabschnitt ist besonders auffällig und erreicht eine Höhe bis zu 5.5 m.

Bild 3: Unterhalb des südseitigen Wallabschnittes verläuft eine langgezogene Steinmauer von Ost nach West.

 

Die heimatkundliche Untersuchung innerhalb der Schanze gab keine eindeutigen Hinweise. Interessant ist  der Fund von einen schweren Hufeisen, welches von einem sehr starken Pferd stammen muss. Möglicherweise wurde das Tier zum Transport von Kanonen  eingesetzt. Außérhalb der Schanze gelangen einige Werkzeugfunde aus neuerer Zeit.

 


Die Franzosenschanze in Bad Ischl, Ortschaft Steinbruch

Eine weitere, sehr mächtige Verteidigungsanlage mit dem Namen „Franzosenschanze“ gab es in Bad Ischl, Ortschaft Steinbruch. Diese einst auffällige, gut 140 m breite sternförmige Anlage befand sich auf einen bewaldeten Hügel hinter dem Bauerngehöft „Falkensteiner“ und ist mittlerweile durch Kiesabbau fast vollständig zerstört worden. Der Name „Franzosenschanze“ ist geschichtlich betrachtet höchstwahrscheinlich falsch. Schon 1778 wird diese Schanzanlage in der Josephinischen Karte angeführt, also fast zwei Jahrzehnte vor dem Einfall der napoleonischen Soldaten. Überliefert ist ein alter Münzfund aus der Zeit von Maria Theresia. Nachdem ich später ebenfalls eine Münze aus der gleichen Periode gefunden habe, könnte diese riesige Anlage auch aus den Jahren 1741 bis 1742 stammen und mit den erwarteten Baierneinfall zu tun haben. Es gibt auch die Vermutung eines Autors, das diese aufwändige Anlage mit der Gegenreformation zu tun hat.  Wahrscheinlicher aber ist es, dass es sich ebenfalls um eine Schanze aus der Zeit des spanischen Erbfolgekrieges handelt. Damit wurde höchstwahrscheinlich diese mächtige Wehranlage zeitgleich mit dem Bau der Baiernschanze am Pötschen  erfolgt.

Interessant ist aber die Tatsache, dass es in der Umgebung der ehemaligen Schanze trichterförmige Mulden gab. Diese könnten von Granateinschlägen stammen und vielleicht auf Kampfhandlungen hinweisen.

 

Bild  1: Der alte Vermessungsplan von der OÖ. Landesregierung zeigt die Ausmaße der ehemaligen Sternschanze.

Bild 2: Das Gelände der ehemaligen Schanze im Jahre 2021. Von der Wehranlage sind nur mehr Spuren erhalten.


Die Franzosenschanze in Bad Ischl, Ortschaft Pfandl

Westlich von Bad Ischl in der Ortschaft Pfandl gab es bis nach dem 2. Weltkrieg einen etwa 1.5 m tiefen Schanzgraben. Bei den Neubau der Siedlung entlang der Zimnitzstrasse Nr.11 bis 31 wurde diese vermutliche Anlage komplett eingeebnet. Wieso ausgerechnet an diesem Ort ein über 150 m langer Verteidigungsgraben gebaut wurde, ist unbekannt. 


Die Franzosenschanze bei St. Gilgen

Am Wolfgangsee im Gemeindegebiet von St. Gilgen (Bundesland Salzburg) gab es ebenfalls eine „Franzosenschanze“. Dieser heute noch so bezeichnete Ort befindet sich rund 3 km südöstlich von St. Gilgen und eignete sich durch das steilabfallende Gelände zum Wolfgangsee gut zu einer Verteidigung. Heute befindet sich dort parallel zur Bundesstraße ein kleiner Parkplatz mit einer Kapelle. Bis zum Jahre 1956 verlief hier auch das Bahngeleise der ehemaligen Salzkammergut-Lokalbahn und die Bahnstation hieß „Franzosenschanze“.

Am Ausweichplatz neben der kleinen Kapelle ist auf einen Felsen eine Erinnerungstafel montiert, auf welchen  nachfolgender Text steht:

„Beim Rückzug nach Bad Ischl bezogen am 30. April 1809 drei Kompanien des Warasiner-Creuzer Grenzinfanterie-Regiments Nr. 5 und die 6. Kompanie des Landwehr-Bataillons Nr. 1 Stellung in der Franzosenschanze. Die Landwehr floh schon in der darauf folgenden Nacht. Am 3. Mai rückte auch die Grenzinfanterie nach Strobl und Ischl ab. Danach fanden mehrmals Reitergefechte zwischen bayerischen und österreichischen Patrouillen statt. Am 24. Mai besetzte die Division Kronprinz mit 8.000 Mann St. Gilgen. Zuletzt marschierte am 14./15. Juli die 2.500 Mann starke Division Rusca auf ihrem Rückzug von der Steiermark nach Salzburg durch St. Gilgen.

Zur Verteidigung der Straße nach Ischl ließ Genie-Oberleutnant Teyber die Passende am Hochweg in den Herbst- und Wintermonaten 1808/09 befestigen. 1 Minenführer, 6 Mineur, 12 Sappeurs und 50 Soldaten vom Infanterieregiment Nr. 50 De Vaux sowie 400 zwangsverpflichtete Zivilarbeiter errichten bei der sogenannten Franzosenschanze  Gräben, Palisaden, hölzerne Schanzkörbe, einfache Faschinen und ein Blockhaus für die Wache. 

Zum Gedenken an die kriegerischen Zeiten erbaute man bei der Franzosenschanze eine Kapelle, die aber dem Ausbau der Wolfgangsee-Bundesstrasse weichen musste. 1992 wurde von der Bundesstrassen-Verwaltung eine neue Kapelle errichtet. Im Innenraum vermitteln sechs Bronzereliefs von Hannes Baier die historischen Ereignisse."

 

 

Bild  1: Der Name dieser Flurbezeichnung am Wolfgangsee erinnert an den Franzoseneinfall im Jahre 1809.

Bild 2: Der Pfeil zeigt auf die Franzosenschanze. Heute befindet sich in diesem Areal eine Kapelle.

Bild 3: Erinnerungskapelle an die Franzosenzeit mit beschrifteten Gedenkstein neben der Landesstrasse.

 

Etwa 3 km von der Franzosenschanze entfernt in St. Gilgen gibt es in der etwas höher gelegenen Ortschaft Plomberg einige höhlenartige Felsöffnungen. Diese 10 bis 20 m langen Bergspalten haben den Namen „Franzosenklüfte“, weil diese für die dortigen Bewohner angeblich als Versteck für Wertsachen dienten.

 

  

 

 

 

 

Auf dieser historischen Ansichtskarte sieht man die Salzkammergut-Lokalbahn, welche noch bis zum Jahre 1957 zwischen Salzburg und Bad Ischl fuhr.

 

Die Haltestelle hatte den Namen "Franzosenschanze". In diesem Bereich verläuft heute die Wolfgangsee-Bundesstrasse.

 

Deutlich sieht man im Bild das steile Gelände. Dieses Areal konnte gut verteidigt werden. Zu diesem Zweck wurden weiter oben Körbe mit Steinen gefüllt.

 

Zu größeren Kampfhandlungen ist es aber nicht gekommen.

 

 

 

 


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    ***     Franzosenanhänger                 ***           Kapelle am Pötschenpass            ***               Altarbild (1785)         ***

 

Im Jahre 1939 wurden bei der Anlegung des Parkplatzes in der Nähe der Kapelle zwei Franzosengräber freigelegt.

 

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