Seit fast zweihundert Jahren wurden in Hallstatt durch Zufall oder gezielte Grabungen römerzeitliche Artefakte ausgegraben. Beim gegenwärtigen Stand der Forschungen weiß man, dass sich entlang des Hallberges eine römische Siedlung nebst Grabanlagen befand. Die teilweise gut ausgestatteten Häuser mit Fußbodenheizung und Glasfenster standen auf der sonnenbegünstigen Hangseite und erstreckten sich vom Seeufer bis rund 500 m weit in westliche Richtung in das Echerntal.
Im Jahre 1991 wurden bei einem Kelleraushub 2.610 meist römische Artefakte ausgegraben.
Die ersten Spuren eines Aufenthaltes am Hallstätter Salzberg reichen 7000 Jahre und damit in die Steinzeit zurück. In Abschnitten der Bronzezeit (1500 - 1000 v. Chr.) und in der frühen Eisenzeit (Hallstattzeit, 800 bis 450 v. Chr.) waren viele Menschen am und im Salzberg beschäftigt.
Kurz nach Christi Geburt eroberten die Römer die Gegend und blieben bis zur Mitte des fünften Jahrhundert.
Die neuen Herren bewerkstelligten wahrscheinlich den Handel mit Salz und Gütern des täglichen Bedarfs. Man findet von den Römern zahlreiche Spuren in Hallstatt und viele Artefakte warten noch auf ihre Ausgrabung. Die gelbe Umrahmungen auf den Bild zeigen die ungefähre römische Siedlung.
Die Ausgrabungen im Jahre 1991
Im Welterbeort Hallstatt, beim Haus Riezinger, Seestraße Nr. 155 wurden bei einer Kellerausgrabung zahlreiche archäologische Funde aufgesammelt. Dieses Haus befindet sich in einer verkehrs- und sonnenbegünstigten Lage in der Nähe vom Hallstättersee bzw. heute unmittelbar vor den südseitigen Tunnelöffnungen der Landesstraße.
Ein Teil des Fundmaterials gelangte mit dem Abraumschutt auf eine Mülldeponie in Bad Goisern. Auch dort wurden noch zahlreiche Gegenstände ausgegraben.
Der Spiegel des Hallstättersee lag in der Römerzeit 2 bis 3 m tiefer als gegenwärtig. Wahrscheinlich gab es einen Kanal, welcher vom See bis zum heutigen Hotel Bergfried führte. Die ältesten Funde stammen aus der zweiten Hälfte vom ersten Jahrhundert. Die Römer blieben im Ort mit Schwerpunkt drittes Jahrhundert bis Anfang vom fünften Jahrhundert.
Der Wissenschaftler Dr. Friedrich Morton hat sich sehr ausführlich mit der Vergangenheit in Hallstatt beschäftigt. Er vermutet, dass sich die Römer hauptsächlich auf den Salzhandel spezialisierten.
Die umfangreiche und akribisch genaue Dokumentation und vorläufige Fundbeschreibung erfolgte durch OSR. Hubert Unterberger. Von der wissenschaftlichen Seite befassten sich Mag. Thomas Stöllner (Universität Marburg/Lahn) und Hans Reschreiter (damals Universität Wien) mit dem umfangreichen Fundkomplex.
Allgemeine Fundbeschreibung:
Der Fundkomplex besteht aus 2610 Teilen.
Römische Funde:
Auf einer Grundfläche von nur 80 m2 wurden bis in eine Tiefe von 3,81 m insgesamt zwölf Schichten festgestellt. Dabei kamen außer einer Mauer und einem Gewölbe hauptsächlich Artefakte aus der römischen Kaiserzeit zum Vorschein.
In den oberen Schichten wurden u.a. folgende Artefakte geborgen:
1 Bronzestatue, Darstellung von römischen Gott Amor, Höhe 15 cm.
11 vollständige römische Fibeln aus Bronze.
9 Fragmente von bronzenen Fibeln.
65 römische Münzen.
322 Metallteile (Bronze, Eisen und andere Materialien).
1339 Fragmente von Keramikgefäßen (Terra Sigillata und Hauskeramik).
22 Teile römisches Glas.
9 Schleifsteine etc.
Einiges deutet darauf hin, dass das Haus von einem Felssturz getroffen wurde und abgebrannt ist.
Prähistorische Funde:
In den tieferen Schichten kamen u.a. zum Vorschein:
1 wertvolle keltische Münze,
3 Steinbeilfragmente,
1 Silexschaber,
45 Tonscherben.
Damit ist wahrscheinlich auch der Beweis erbracht, dass dieser Ort schon lange vor der Römerzeit von Bedeutung war.
Diese Fotos zeigen nur einen kleinen Teil der römerzeitlichen Funde.
Diese 15 cm hohe Bronzefigur mit Flügeln stellt den römischen Gott AMOR dar und stammt ebenfalls aus der Grabung beim Riezingerhaus.
Der Liebesgott stammt der Mythologie nach aus einer Verbindung vom Kriegsgott Mars und der Liebesgöttin Venus. Die Figur wird öfter auch mit einen Bogen mit Pfeil dargestellt.
So einen Amor mit einer Fackel fand man auch auf einen Grabstein in Hallstatt-Echerntal.
Es ist derzeit mit den Besitzern und der Gemeinde Hallstatt angedacht, diese Statue auszustellen.
Zusammenfassung:
Die Hallstätter Funde waren jahrzehntelang verschollen und sind jetzt wieder "aufgetaucht". Momentan ist mir der Verwahrungsort noch unbekannt. Diese Artefakte aus dem Jahre 1991 sind insofern interessant, weil diese sicher einen wichtigen Beitrag für die Talsiedlung der hallstattzeitlichen Bergknappen über Jahrtausende hinweg bis zur Völkerwanderungszeit darstellen. Vermutlich befand sich bei diesem Haus ein wichtiges Produktions- und Handelszentrum.