DIE OFFENSEER HIMMELSTEINE

Im oberösterreichischen Salzkammergut (Gemeinde Ebensee) gibt es ein besonderes Gipsvorkommen. Die Lagestätte dieses Gipses befindet sich südlich vom Offensee am Fuße des Himmelsteinkogel in einer steinschlaggefährdeten Grabenzone. Geographisch gehört dieser Bereich noch zu den westlichen Ausläufern des Toten Gebirges.

Dieses örtliche Gipsvorkommen mit oftmals farbigen Einlagerungen wird als "Himmelstein" bezeichnet und seit vielen Jahrhunderen bei der umliegenden Bevölkerung als Heimittel für innere und äußere Beschwerden verwendet.

Der Steig zum Fundgebiet ist steil und beschwerlich und für Nichtkenner dieses Areals schwer zu finden. Außerdem befindet sich dort ein sensibles Jagdgebiet, sodass ein Betreten von den Jagdbehörden nicht gerne gesehen wird.

 

Bild 1:  Der Offensee ist ein beliebter Badesee in 649 m Meereshöhe und steht unter Naturschutz.

Bild 2: Am Südufer befindet sich die Jausenstation Seeau. Im Hintergrund ist der Himmelsteinkogel sichtbar.

Bild 3: Ein  Naturparadies mit den streng geschützten Frauenschuh (Orchide) am Anstieg zur Fundstelle.

Der Himmelstein aus der Sichtweise der Geologie

Himmelsteine sind in der Bergwerksprache Einschlüsse aus Gips oder Anhydrit im salzführenden Haselgebirge.  Wenn ein salzhaltiges Haselgebirge ausgelaugt wird, so bleiben in den künstlich angelegten Wehren oder Laugwerke weniger leicht lösliche Gesteine an der Decke hängen.  Daher kommt es zu diesen Namen, welcher etwas mystisch klingt.

Ein Blick zurück in die Erdgeschichte: Vor 272 bis 250 Millionen Jahren, im sogenannten  Oberen Perm-Zeitalter, entstanden durch Verdunstung von Meerwasser in einen wüstenähnlichen Klima unsere heutigen Salzlager. Dabei wurden noch weitere Mineralien abgelagert wie beispielweise Anhydrit und Gips. Himmelsteine bestehen fast ausschließlich aus Gips. Dieser ist nach der 10-teiligen Mohs-Härteskale  Härtestufe in der Stufe 2 zugeordnet und  damit weich und relativ leicht ritzbar. 

Im Meerwasser und damit auch im Gips gibt es immer wieder Einlagerungen von  Spurenelenten.  Duch Winde konnten auch geringe Mengen von Staub in den Schichten, welche durch die Verdunstung entstanden sind, abgelagert werden. Dadurch entstanden die heutigen Farben im Himmelstein, welche von schneeweiß über grau,  rötlich, rosa, grau, grünlich, braun bis schwarz reichen. Ganz selten befinden sich auch winzige Kristalle von Pyrit (Katzengold) darunter. Jedes Stück ist ein Unikat und stellt ein Stück Erdgeschichte dar.

Nach den Ablagerungen im Perm-Zeitalter werden diese Schichten durch tektonische Bewegungen mit jüngeren Gesteinen aus der Trias- und Jurazeit verfaltet und verschuppt. Der ursprüngliche Entstehungsort  aus dem Gebiet vom Äquator  wurden die Gesteinsmassen mit der Kontinentaltriftung nach Norden verschoben. Durch die jüngsten tektonischen Bewegungen vor 20 bis 30 Millionen Jahren bzw. auch schon früher gelangten diese Schichten nun an die Erdoberfläche und damit in den Bereich der Verwitterung. Das Salz wurde dabei weggelöst und der Himmelstein steht nun im ausgelaugten Haselgebirge.

Unterhalb der westseitigen Wandflucht des 1196 m hohen Himmelsteinkogel kann man nun diesen Himmelstein (Gips) finden.

  

Bild  1: In diesen schwer erreichbaren Gräben findet man manchmal den sogenannten Himmelstein.

Bild 2: Durch die Erosion werden fallweise Gipsablagerungen freigelegt und als Findlinge aufgesammelt.

 

Auf diesem Himmelstein erkennt man deutlich die Schichtung und Bänderung. Am Bild nicht sichtbar sind kleine Kristalle von Pyrit (Katzengold) auf halber Höhe dieses Gipses.

Bild 1 links: Gipskristall (Vergleichsstück) aus einen alten Silberbergwerk in Griechenland.

Bild 1 Mitte: Gipsablagerungen in den Soleleitungsrohren im Salzkammergut.

Bild 1 rechts: Diese Ablagerung wird als Schwalbenschwanz-Gips bezeicnet.

Bild 2 unten: Dieser gut spaltbare Gips wird als Marienglas bezeichnet und oft in Kapellen verwendet.

Bild 2 Mitte: Auch dieses Herz ist aus Marienglas und wurde in Marokko gefunden.

Bild 2 oben: En typischer Fasergips. Einfallendes Licht ist nicht spaltbar.

Bild 3: Eine Wüstenrose (Sandrose). Entsteht durch die Verdunstung von sulfatreichen Gipsvorkommen.

 

Heilmittel schon zur Regierungszeit von Maria Theresia

 

 

Der Mediziner und Naturforscher Johann Baptist Bohadsch wurde 1762 auf seinen  Reisen in das Salzkammergut auf den “Himmelstein“ aufmerksam gemacht. Er selbst war bei der Fundstelle und beschreibt ziemlich genau den „Himmelstein“. Persönlich ist er aber im Gegensatz zu der Bevölkerung von dessen Heilwirkung  nur bedingt überzeugt. Er vermutet sogar, dass allein der schöne Name eine „heilsame Kraft“ bewirkt.

Nachweislich hat sich ein paar Jahre später Ignatz von Born, welcher von 1742 bis 1791 lebte, sehr ausführlich mit dem „Himmelstein“ beschäftigt. Er verwendete dabei auch die Aufzeichnungen des mittlerweile verstorbenen Bohadsch.

Nachfolgend folgen einige Originalauszüge von Ignatz von Born aus dem Jahre 1777.

Tugend und Kraft des Himmelsteins

Auf Latein Petra coelestis, im Land ob der Enns umweit Traunkirchen zu finden. Der weiße diene dem weiblichen Geschlecht, der rothe, oder graue den Männern. Nach Plinii Zeugniß hat er folgende Wirkungen. Erstlich, wenn dieser Stein auf bloßen Leib getragen wird, also, daß er das Fleisch anrührt, behüte er den Menschen von schweren, und schädlichen Fällen des jähen Todes und Schlags, oder fallenden Blutstropfen, er versichert von Donner, Blitz und Schrecken. Andertseits ist er bewährt, wenn man ihn also trägt, wie oben gemeldet, vor unterschiedlich vergiftete Krankheiten, hitzige, und dergleichen…..

Es ist von weißlicher, rother oder grauer Farbe. Das daraus gemachte Pulver hilft gegen die rothe Ruhr, Gliedersucht, Gicht, hitziges Fieber, Seitenstechen, Kinderblattern, Ausschläge und die Fraiß.

Der Stein auf dem bloßen Leib getragen, ist besonderen Leuten nützlich, welche fieberhaften Kranken auswarten. Der Stein ist auch gut für die Fraiß am Hals zu tragen, oder als Pulver in Rosenwasser davon eingenommen. Drittens, diesen Stein den jungen Kindern angehengt, so sind sie sicher, daß sie nicht von bösen Leuten beschryen oder geschröket werden.

Das Pulver hilft auch bei Rotlauf, Gliedersucht, Gicht und bei Krämpfen, wenn man die scherzhaften Stellen damit bestreut und dann mit einem Tuch verbindet. Innerlich ein Messerspitz voll Pulver in frischen Wasser genommen, vertreibt hitzige Fieber, Seitenstechen, Kindblattern und andere hitzige Ausschläge.

Letzlich seynd diese Herzl, Creutzl und das Puler hirvon sehr heilsam wider viele Krankheiten und Zuständ, wie es die heutige und große Erfahrnis in Österreich, Ungarn und anderen Ländern genugsam erwiesen hat.

Dieses „unschuldige Hausmittel“ wurde von hochgelehrten Doktoren der Medizin aus Steyr und Rathstadt  „gut geheißen“ und approbiert worden.“

Die Salbe kam auch bei „unreinen Wunden und Muskelkrämpfen zu Einsatz. Persönlich vermute ich hier die heilende Wirkung von Magnesium und Schwefel.

Im Jahre 1787 wurde die Salbe zwischenzeitlich einmal verboten, wenn diese zur „weissen oder roten Schminke“ verwendet wurde. Man vermutete gesundheitschädliche Bestandteile in dieser Substanz.

Schon vor gut 200 Jahren konnte man diesen Himmelstein bei einem gewissen Händler mit den Namen Schmitzberger aus Steyr erwerben. Dieses Mineral wurde angeblich in der ganzen Monarchie vertrieben.

Chemische Analyse des Himmelstein

Im Jahre 2000 wurden durch die Salinenverwaltung im Labor Ebensee zwei Proben vom Himmelstein untersucht. Der Himmelstein besteht zu fast 100 Prozent aus Gips. Dazu wurden folgende  Spurenelemente festgestellt: Barium, Eisen, Magnesium, Mangan, Silizium, Strontium und Barium. Auf einen neu gefunden Stück befindet sich noch zusätzlich Pyrit, d.h. es dürften auch Spurenelemente von Schwefel vorhanden sein.

Aus medizinischer Sicht wissen wir, das Eisen wichtig ist gegen Müdigkeit, Schwäche und Blässe. Mangan und Strontium fördert den Knochenaufbau. Magnesium ist vor allem für Herz und Muskelaufbau notwendig und  zur Vermeidung von Muskelkrämpfen.

Silizium wird bei Magen- und Darmbeschwerden verwendet. Das Barium dagegen ist nicht unbedingt gesundheitsfördernd.

Nochmals erwähnt, es sind nur Spurenlemente enthalten, welche zusammen höchstens 1 Prozent ausmachen. Da stellt sich nun die Frage: Tritt hier ein Effekt ein ähnlich wie der Homoöpathie? Je dünner, desto größer die Wirkung?

Es ist erstaunlich, dass viele Einheimische und andere Personen im inneren Salzkammergut so einen Himmelstein noch zu Hause liegen haben und sich von diesen nicht trennen.

Der Himmelstein aus medizinischer Sichtweise

Naturgemäß stehen die meisten Ärzte oder auch medizinisch ausgebildetes Personal der Heilwirkung eines Steines skeptisch gegenüber. Einen befreundeten Facharzt für Innere Medizin habe ich um seine  Meinung gebeten.

„Ist die Verwendung des Himmelsteins in der Volksmedizin reiner Aberglaube, oder haben unsere Vorfahren in langjähriger Erfahrung positive Wirkung auf die Gesundheit beobachtet? Die ersten, die den Himmelstein verwendeten, waren vermutlich Arbeiter in den Salzbergwerken und Holzknechte. Sie verwendeten das Pulver zur Hautpflege und Wundbehandlung. Da es sich beim Himmelstein und Gips und damit um Kalziumsulfat handelt, könnte vom darin enthaltenen Schwefel eine antiseptische Wirkung ausgehen. So verwenden ja auch heute noch Weinbauern Sulfite zur Desinfektion der Weinflaschen, und schwefelhaltige Salben sind in der Medizin noch immer in Gebrauch. Diese können Hautreizungen und Entzündungen lindern, die Durchblutung und den Stoffwechsel anregen und – als Badezusatz – die Behandlung rheumatischer Beschwerden unterstützen.

Es ist verständlich, dass dem Himmelstein nach ersten positiven Erfahrungen aufgrund seines attraktiven Aussehens und seines auf „himmlischer Herkunft“ deutenden Namens vom Volksglauben noch weitere Wirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben wurden. Vergessen wir auch nicht die bedeutende Wirkung des Placeboeffekts, der auch  heute noch in der Medizin eine große Rolle spielt. Wir sollten unsere Vorfahren daher ob ihres Glaubens an einfache Heilmittel nicht belächeln.“

Der Himmelstein in der Handwerkskunst

Schon vor Jahrhunderten wurden von Einheimischen aus den relativ weichen Gips schöne Kunstgegenstände gefertigt. Zumeist waren religiöse Motive bevorzugt wie Kreuze, Rosenkränze, Würfel und Kugeln. Josef Fink hat dieses Sortiment dann noch erweitert auf Pyramiden, Weihwasserbehälter, Buchrücken, Sterne und kirchliche Figuren. Begehrt vor allem in früherer Zeit war dieser Himmelstein in Pulverform.

Bild 1 - 6: Einige dekorative Himmelsteine aus der Werkstatt vom Ehepaar Helga und Josef Fink.

An dieser Stelle sei besonders an den Ebenseer Josef Fink erinnert. Der gelernte Maurer hat die fast vergessene Tradition wieder aufgegriffen und beschäftigte sich jahrzehntelang mit der Herstellung von kunstvollen, dekorativen Gegenständen aus diesen sogenannten Himmelstein. Bevor er aber mit der eigentlichen Arbeit mit dem Schnitzmesser, Handsäge und Schleifmaterial beginnen konnte, musste er diesen besonderen Gips erst finden. Der Aufstieg vom Offenseee bis zur Fundstelle knapp an den Wänden vom Himmelsteinkogel ist vor allem in oberen Bereich sehr steil und ausgesetzt. Das Bergen, Ausgraben und Abtransport des Minerals verlangte vollen Körpereinsatz und Erfahrung. So hat Josef Fink im Laufe seines Lebens tausende Kilo am Rücken in das Tal geschleppt. Manchmal wurde er auch von seiner Frau Helga begleitet, welche heue in Ebensee wohnt.

Bild 1: Josef Fink bei der Arbeit im Himmelsteingraben. Die Arbeit in diesem Steilgelände ist gefährlich.

Bild 2: Nach dem Auffinden eines Hmmelstein steht noch ein langer Abtransport in das Tal bevor.

Bld 3. Josef Fink bei der händischen Schleifung einer Himmelsteinkugel in seiner Werkstatt in Ebensee.

In der Gemeinde Ebensee, Ortschaft Rindbach, gab es einen Franz Stadler, welcher aus dem Himmelsteinen auch Figuren für Weihnachtskrippen herstellte.

In einer Kirche im italienischen Prato kann man Heiligenfiguren von den beiden Künstlern Josef Fink und Franz Stadler bewundern. Einige dieser kleinen Statuen zieren noch heute eine Kirche im italienischen Prato.

Diese Tradition der kunstvollen Verarbeitung von Himmelsteinen hat mittlerweile der Goldschmied Wolfgang Müller aus Traunkirchen übernommen. Seine gefertigten Schalen, Kugeln und Kerzenständer sind ein Unikat und sehr dekorativ.

 

Diese drei Schalen aus Himmelstein stammen aus der Hand des Goldschmiedes Wolfgang Müller aus Traunkirchen.

 

Der Himmelstein aus der Sicht der Esoterik

Nun begebe ich mich in das umstrittene Gebiet der Esoterik und zwar vollkommen wertefrei. Ich zitiere dabei die Aussagen von zwei Frauen, welche im Salzkammergut wohnen und welche ich aufgrund Ihres Wissens und Persönlichkeit sehr schätze.

Aussage einer Energetikerin: Meine Erfahrungen mit dem Kreuz, wenn es in der Hand gehalten wird. Wenn ich in meinen Körper reinspüre, nehme ich die Ausdehnung meines Herzens und das dazu gehörige Magnetfeld wahr. Diese Ausdehnung geht über den physischen Körper hinaus. Nach und nach wird das Gefühl von Liebe immer deutlicher spürbar. Friede und Gelassenheit dehnt sich aus. Wie ein starker Schutz fühlt es sich an.“

Teilaussage von einer Heilprakterin und Geistheilerin aus dem inneren Sazkammergut:

Ich habe den Himmelsteine in beide Hände genommen. Nach kurzer Zeit habe ich gespürt, wie meine Fußsohlen und mein Scheitel zu arbeiten begonnen haben, gleichzeitig habe ich Blitze in meinen Körper gesehen. Das Pulsieren an den Füßen und am Scheitel ist immer mehr geworden und plötzlich habe ich ein kurz andauerndes Stechen in meiner 5. Herzkammer vernommen. Gleichzeitig habe ich bemerkt, dass sich mein Nervensystem extrem beruhigt“.

Aus einer wertfreien Zeit, ohne Nachdenken, ohne Ängste etc. zu fühlen, durch Eintreten in die Energie des Himmelstein, ist meiner Meinung nach ganz sicher Heilung möglich. Diese Energie verhilft uns mit den Himmel und der Erde verbunden zu sein, gibt Ruhe und  Hoffnung."

Frau Helga Fink aus Ebensee verwendet heute noch den Himmelstein in Form von Pyramiden im Schlafzimmer. „Diese Pyramiden sollten alle 14 Tage unter fließendes Wasser gehalten werden“.

Glaube oder Aberglaube 

In der Vergangenheit spielte der Glauben an Gegenstände, welche eine besondere Schutzfunktion hatten, schon immer eine besondere Bedeutung. Die dabei verwendeten Amulette, Kreuze, Halbedelsteine, Tierzähne, Wehenfläschen, Klapperseine, Fraisenketten, Bilder, Kräuter und vieles mehr hatten in Prinzip nur eine Funktion: Der Träger soll von den Unbilden des Lebens geschützt werden. Und wenn der Mensch schon krank ist, dann soll er geheilt oder wenigstens sein Zustand verbessert werden.

Besonders wichtig waren diese Sympathiemitteln bei den Geburten. Wir wissen aus den alten Kirchenbüchern, wie viele Frauen und Babys bei diesem Ereignis gestorben sind. Für die Fraisen, das ist der alte Name für elliptische Anfälle, gab es besondere Heilmittel.

Aber auch der Schutz vor einer Verwünschung oder dem sogenannten „bösen Blick“ spielte eine Rolle. Heute weiß man, dass dieser sogenannte „böse Blick“ u.a. auch eine Augenkrankheit (Basedow-Krankheit) sein kann. In ganz Oberösterreich gab es früher die verschiedensten Abwehrzauber, welche speziell von Kindern getragen wurden.

Viele Menschen glauben, dass vor allem Edelsteine und Halbedelsteine eine gewisse Schwingung bzw. Frequenz ausstrahlen. Das Heilen mit Steinen ist uralt und wurde schon von Naturvölkern seit Jahrtausenden angewendet. Dass unter Umständen auch Fossilien eine Strahlkraft besitzen, ist weniger bekannt. In letzter Zeit werden vor allem im Internet zerriebene Korallen aus Japan für Heilungen angeboten.

Im Salzkammergut wurden früher manchmal auch Fossilien für medizinische Zwecke verwendet. So gab man beispielweise sogenannte Wirfelsteine in das Wasser, um die Drehkrankheit bei Rindern und Schafen zu verhindern. Dieser „Wirfelstein“ ist eine versteinerte, 75 Millionen Jahre alte Schnecke mit dem Namen „Actaonella“, welche man in Gosau und Rußbach finden kann.

Botanische Heilmittel reichen ebenfalls sehr weit zurück. So wurde bereits das Pestkrut nachweislich vor mindestens 3200 Jahren in den Hallstätter bergwerken zur desinfektion benutzt.

Der Himmelstein-Stollen

Rund 100 Höhenmeter unterhalb der Fundstelle vom Himmelstein befindet sich ein Stollen. Diese Bergwerksanlage im Kalkstein ist eine Versuchsanlage, welcher zur eventuellen Aufschließung von Salzlager geschlagen wurde. Man dachte sogar einmal daran, den Stollen bis in die Ausseer Salzlager voranzutreiben.

Der Stollen in 840 m Meereshöhe führt schnurgerade in südöstlicher Richtung mit 1 Grad Steigung in den Berg. Die Profile entsprechen den Maßen des allgemeines Salzbergbaues, nämlich 190 cm Höhe, 115 cm an der Sohle und 77 cm am First.  Die Anlage wurde zwischen den 25. Juni 1917 und 13. November 1919 gesprengt  Dabei wurden 240 Kubikmeter Gestein auf die Halde transportiert. Beim händischen Vortrieb konnte man pro Schicht 40 bis 50 cm weit in den Berg vordringen. Bei den Arbeitern soll es sich um russische Kriegsgefangene handeln. Interessant sind vor allem die teilweise vorhanden Holzrohre, welche den gleichen Durchmesser wie diese am Soleleitungsweg aufweisen. Die Rohre wurden nach Meinung von Fachleuten für die Belüftung verwendet.

Der Stollen ist hauptsächlich im steil nach NE einfallenden Wettersteindolomit angelegt. Bei 95 m Stollenlänge trafen die Arbeiter auf einen bitumösen Dolomit. Der Stollenvortrieb wurde noch vor eventuellen Erreichen der Haselgebirgs-Ablagerungen aus unbekannten Gründen eingestellt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 40.847 Kronen.

Der  131 m lange Himmelstein-Stollen wurde von Ebenseer Höhlenforschern Hubert Heissl, Dietmar Kuffner und Marina Loidl vermessen.

Im relativ warmen Stollen halten sich Fledermäuse auf. Mehrfach beobachtet wurden bisher die "Kleine Hufeisennase". Weitere Forschungen sind geplant.

Bild 1:  Der versteckt liegende Stollen wurde kurz vor 1920 geschlagen und hat eine Länge von 131 m.

Bild 2: Diese Fledermaus hat im Himmelsteinstollen einen sicheren und relativ warmen Schlafplatz gefunden.

Bild 3: Am entferntesten Punkt des 131 m langen Stollen überwintern die sogenannten Kleinen Hufeisennasen.

Sonderausstellung in Traunkirchen

Im Winter 2024/25 wurde im archäologischen Ausstellungsraum von Traunkirchen eine Sonderausstellung über die Himmelsteine von Offensee durchgeführt. Der Verein ARCHEKULT präsentierte in mehreren Vitrinen eine Auswahl von Exponaten von natürlichen Vorkommen und dessen kunstvollen Verarbeitung. Dazu wurden mehrere Vorträge abgehalten.

iBild 1:  Der archäologische Ausstellungsraum in Traunkirchen wird vom Verein ARCHEKULT betreut.

Bild 2: In mehreren Vitrinen und Theken wurden natürliche und bearbeitete Himmelsteine präsentiert.

Literatur

Born, Ignaz von: Versuch eine Mineralgeschichte des Oberösterreichischen Salzkammergutes. Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen zur Aufnahme der Mathematik, der vaterländischen Geschichte und der Naturgeschichte. Bd. 3, 166-190, 1977.

Tapitz, Alois: .Der „Himmelstein“. Zeitungsartikel im Linzer Volksblatt, 29. Okt. 1932.

Lobitzer, Harald & Posmourny, Karel:  Johann Baptist Bohadsch – Ein Pionier der naturwissenschaftlichen Erforschung des Salzkammergutes. S. 480 – 482.

Reiter, Erich. Der Himmelstein (Gips) vom Offensee bei Ebensee. Mineral des Monats Naturkundliche Objekte des Monats. Biologiezentrum Linz. November 2013.

Niedermayr, Gerhard: Himmelsteine aus Oberösterreich – ein altes Schmuckmaterial und „Heilmittel“. Das Magazin für Mineraliensucher. 10. Jg. 4, 14-15, Kaltern, 1999.

Niedermayr, Gerhard: Edel- und Schmucksteine aus Österreich – Katalog zur gleichnamigen Sonderausstellung: Heimatmuseum Bramberg, 1994.

Salinen Austria: Untersuchungsbericht (Analysenergebnis) Labor Ebensee vom 2. Februar 2002 (KIS Florian).

Danksagung

Für die Hilfe und Unterstützung zu dieser Arbeit bzw. der Vorbereitung bedanke ich mich herzlich bei Thomas Nussbaumer und Hans Kranbittl (Salinenarchiv Bad Ischl) sowie bei Claudia Reischl und Univ. Prof. Georg Spaun.